Frankfurt (APA/Reuters) - An den Anleihenmärkten steigt die Sorge um die Kreditwürdigkeit Deutschlands: Seit Anfang Juni ist Rekordjagd beim Bund-Future zum Stillstand gekommen, die Kurse bröckeln seitdem deutlich ab. Mm Mittwoch notierte der Terminkontrakt mit bis zu 141,44 Zählern so tief wie seit knapp sechs Wochen nicht mehr. Investoren fürchten, dass wegen der milliardenschweren Rettungsschirme immer höhere Kosten auf Deutschland zukommen und darunter letztlich auch die Top-Bonität der Bundesrepublik leiden dürfte.

"Deutschland verliert durch die zunehmenden Risiken an Qualität", erklärte Andrew Bosomworth, Fondsmanager und Deutschland-Chef des Vermögensverwalters Pimco. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen kletterten am Mittwoch auf bis zu 1,530 Prozent, nachdem sie am 1. Juni noch auf einem historischen Tief von 1,127 Prozent gelegen hatten.

Aus Sicht vieler Experten dürfte Deutschland der Status als sicherer Hafen aber nur schwer zu nehmen sein. "Sollte ein Bruch der Euro-Zone wahrscheinlicher werden, wären Bunds wieder Zufluchtsort," schreiben die Analysten der Metzler Bank in einem Kommentar. Es fehle einfach an Alternativen, urteilte auch Commerzbank-Analyst Marcel Bross. Bunds zählten nun einmal zu den liquidesten Anlagen weltweit.

Bei einer Auktion am Mittwoch griffen Anleger jedenfalls beherzt zu deutschen Papieren. Die Emission einer zehnjährigen Bundesanleihe spülte gut vier Mrd. Euro in die Staatskasse, die Versteigerung war 1,4-fach überzeichnet. Im Mai war die Emission noch 1,5-fach überzeichnet. "Das ist ein unspektakuläres, aber solides Ergebnis", sagte Analyst Sebastian von Koss von HSBC Trinkaus.

Italienauktion erfolgreich

Auch das hoch verschuldete Italien hat den Kapitalmarkt erfolgreich angezapft und sammelte insgesamt 6,5 Mrd. Euro ein. Die durchschnittliche Rendite für einjährige Papiere stieg auf 3,97 Prozent. "Angesichts der schwierigen Umstände hätte die Auktion wesentlich schlechter verlaufen können. Aber die Ergebnisse zeigen, dass die Stimmung angespannt ist und die Ansteckungsgefahr zunimmt", sagte Sergio Capaldi, Analyst bei Intesa Sanpaolo. Italien war an den Märkten zuletzt als nächster Kandidat für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gehandelt worden.

Der Euro stieg in einem volatilen Handel auf ein Tageshoch von 1,2553 Dollar. Am Sekundärmarkt rentierten zehnjährige italienische Anleihen bei 6,170 Prozent und damit in Reichweite ihre Vortagesschlusses. Ihre spanischen Pendants verharrten mit 6,736 Prozent am frühen Nachmittag ebenfalls im "Stand-By-Modus". In der Früh waren sie mit 6,861 Prozent noch auf ein neues Rekordhoch seit Einführung des Euro geklettert.

Der unklare Ausgang der Wahl in Griechenland lähme die Investoren, sagte ein Händler. Die Parlamentswahl am Sonntag gilt als Abstimmung über den Verbleib des Landes in der Euro-Zone und die Zukunft des 130 Mrd. Euro schweren internationalen Rettungsprogramms. In Umfragen zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der sparwilligen Parteien und der Reformgegner ab.(APA, 13.6.2012)