Unfassbar, wie lange es gedauert hat, dass die Berliner Currywurst Einzug in Wien gehalten hat, zumal einerseits die Würstelstandkultur hierzulande groß geschrieben wird, andererseits die Zahl der nach Wien auswanderungswilligen Deutschen im stetigen Steigen begriffen ist.

Die EM musste her um die Berliner Fast-Food-Spezialität in die Bundeshauptstadt zu bringen. Anlässlich der "Piefke Public Viewings"trifft sich die deutsche Community samt Sympathisanten zum gemeinsamen Fußballschauen  am "Adria"-Beach am Wiener Donaukanal/Salztorbrücke. Für die kulinarische Verpflegung zeichnet die "Curry Wurstbotschaft" verantwortlich - laut Veranstalter Jockel Weichert "der erste original Berliner Currywurststand in Wien".

Für die "Einbürgerung" der Currywurst verantwortlich zeichnet der Berliner Andreas Scheuer. Der Import von Originalware aus Deutschland kam für ihn allerdings nicht in Frage: "Es ist wirtschaftlich absolut unsinnig, ein Produkt aus Berlin nach Wien transportieren zu lassen." Deshalb klapperte er vor dem Hintergrund seiner langjährigen Currywurst-Erfahrung" Fleischereien in Wien und Umgebung ab auf der Suche nach einem Betrieb, der das Wurstprodukt exklusiv und nach seinen Vorstellungen produzieren könne.

Beim Wiener Wurstspezialitäten-Erzeuger Trünkel stieß er auf Anklang, und anhand aus Berlin mitgebrachter Exponate und nach mehreren Testläufen wurde das Endprodukt kreiert: "Das Ergebnis ist identisch mit den gängigsten und mir persönlich schmackhaftesten Currywürsten", sagt Scheuer.

Herausgekommen ist eine original Currywurst, die in Österreich produziert wird. Laut Trünkel-Verkaufsleiter Mathias Kapetanovic ist die Wurstbotschaft derzeit Alleinvertreiber und genießt am Donaukanal Gebietsschutz. Man plant in naher Zukunft, Wurst und Soßen in der Gastronomie und im Handel zu vertreiben.

Foto: Jockel Weichert

Der Fleischanteil für die Currywurst besteht ausschließlich aus Schweinefleisch und Speck, von der hierzulande gern konsumierten Bratwurst unterscheidet sie sich durch ihre feinere Füllung. "Für das Brät wird der Cutter auf ganz fein gestellt, so dass eine sehr feine, homogene Masse entsteht", weiß Scheuer, der am Donaukanal täglich 300 bis 400 Würste unter das Volk bringt.

Natürlich geht es nicht nur um die Wurst, denn: Keine Currywurst ohne passende Sauce. "In Deutschland mixt jeder seine eigene Spezialsauce zusammen", berichtet Scheuer. Seine eigenen drei Favoriten hat er zuhause zubereitet und in Einmachgläsern zu Trünkel gebracht, wo sie nun im größeren Stil nachgekocht werden.

"Sylt", "Bochum" und "Berlin"taufte er die drei Saucen-Versionen für die "Curry Wurstbotschaft": Alle drei verfügen naturgemäß über einen gewissen Curryanteil, Sylt darüber hinaus über eine fruchtige Tomatennote sowie Gewürzgurken und Zwiebeln. Bochum ist ein Klassiker mit ebenfalls höherem Tomatenanteil und einem Schuss Worcestersauce. Berlin weist einen höheren Curryanteil auf und ist ein bisschen schärfer. Wer es noch schärfer mag, kann bei der "Curry Wurstbotschaft" nach Chilipulver verlangen.

Foto: Jockel Weichert

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Für die dazu passenden Pommes hat Scheuer ein Produkt gefunden, das "wie die Faust aufs Auge" passt. "Ich mache sie im Vergleich zu den Pommes, die man in Österreich bekommt, ein bisschen krosser." 100 Kilo davon hat er allein am Eröffnungswochenende verkauft. 

Die Zubereitung der Currywurst am Donaukanal geht auf Grillplatten vor sich. "Die Wurst muss auf einer mit Öl bestrichenen Platte langsam ziehen. Hohe Hitze verträgt sie nicht", erklärt Scheuer.

Bei guter Wetterlage ist die "Curry Wurstbotschaft" bis Oktober täglich von 12 bis ca. 23 Uhr geöffnet. Eine Solowurst mit freier Saucenwahl und Gebäck ist um 3,80 Euro zu haben, mit Pommes kostet sie 4,90 Euro. (red, derStandard.at, 13.6.2012)

Foto: APA/Martin Gerten