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Antonio Cassano macht der Squadra Azzura noch mehr Probleme.

Foto:Gregorio Borgia/AP/dapd

Krakau - Italiens Teamstürmer Antonio Cassano redet sich bei der Fußball-Europameisterschaft um Kopf und Kragen. Erst sorgte das Enfant terrible der Azzurri mit schwulenfeindlichen Äußerungen für Aufregung, dann feuerte er eine Breitseite auf seinen Klub AC Milan ab. "Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind", sagte der exzentrische Süditaliener am Dienstagnachmittag im Casa Azzurri auf die Frage eines Reporters.

Nach dem grandiosen EM-Auftakt gegen Spanien (1:1) brockte Cassano der Squadra Azzurra mit seinen Aussagen vor dem Spiel gegen Kroatien völlig unnötigen Ärger ein. Die Online-Ausgabe der "Gazzetta dello Sport" nannte Cassanos Worte über Homosexuelle "schockierend".

Reporter hatten ihn im Casa Azzurri auf Äußerungen des italienischen Fernsehmoderators Alessandro Cecchi Paone angesprochen und den redseligen Fußballer damit aufs Glatteis geführt. Cecchi Paone hatte in einem Radio-Interview behauptet, dass zwei Homosexuelle und ein Bisexueller in der Mannschaft seien. Chechi Paone selbst ist homosexuell und hatte nach eigener Aussage mittlerweile beendete Beziehungen zu zwei italienischen Profifußballern.

Zunächst hatte Cassano in Krakau auf die Frage noch ausweichend reagiert: "Wir antworten darauf nicht", sagte der 29-Jährige und fügte dann hinzu: "Es ist besser, ich sage nicht, was ich denke."

In Krakau griff der im blütenweißen Polohemd fröhlich daherplappernde Cassano dann auch noch Milan wegen eines möglichen Verkaufs von Abwehrspieler Thiago Silva an und erklärte: "Jetzt spiele ich die EM und dann werde ich darüber nachdenken, ob ich bei Milan bleibe oder gehe."

Milans Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic habe recht, wenn er wütend sei. "Silva zu verkaufen ist ein Verbrechen. So einen lässt man für kein Geld der Welt gehen", echauffierte sich Cassano. Ohne Thiago Silva sei Milan nur noch die Hälfte wert. "Ohne ihn können wir den Meistertitel und die Champions League als Ziele vergessen."

Seine unbedachte Art hat Cassano schon oft Skandale eingebrockt. Vor eineinhalb Jahren stand seine Karriere vor dem Aus, weil er den Präsidenten des CFC Genua, Riccardo Garrone, auf das Übelste beschimpft hatte. Genua warf ihn daraufhin raus.

Überraschend kam der Skandalkicker beim AC Milan unter. Dort schien er ruhiger geworden zu sein - vor allem nach seiner Herzoperation im Herbst. Nationalcoach Cesare Prandelli hielt trotz der Operation, seines Trainingsrückstands und seiner früheren Eskapaden an Cassano fest. Sein Vorgänger Marcello Lippi hatte sich stets geweigert, Cassano in die Nationalelf zu berufen, weil er seine Ausraster und damit um den Teamgeist in der Squadra fürchtete. (APA/Reuters, 12.6.2012)