Ob beim Einkaufen, in U-Bahnen oder einer Garage - in der Stadt gibt es dutzende Gelegenheiten, recht freundlich in eine Überwachungskamera zu lächeln. Normalerweise sind diese ausgeschildert. Zwischen hohen Buchen und Fichten aber hat man sich - zumindest bisher - recht unbeobachtet fühlen dürfen. Und so soll es bleiben.

Daher sollten sogenannte Wildkameras wirklich nur das können, wofür sie am Baum hängen: Tierarten aufnehmen. Ob ein Hase oder ein Reh vor die Linse läuft, ist auch bei grobkörniger Auflösung erkennbar. Braucht man einmal ein besseres Gerät - vielleicht für Forschungszwecke - gehört es angemeldet und ordentlich ausgeschildert.

Bisher ist das aber nicht Usus. Vielleicht war auf diesem Gebiet der technische Fortschritt schneller als die Bewusstseinsbildung der Jägerschaft. Allerdings beschränkt sich dieses Phänomen bei weitem nicht auf diese Zunft.

Experten nennen bei der Frage nach hohen Dunkelziffern bei unerlaubter Videoüberwachung einhellig etwas, das jeden betreffen kann: den Nachbarschaftsbereich. Wessen Nachbarshund an die Hausmauer pinkelt, lässt sich heute zum Schnäppchenpreis heimlich ausspionieren - aus technischer Sicht. Rechtlich ist das nicht okay - was aber vielen nicht bewusst zu sein scheint. Je mehr man sich an Videoüberwachung gewöhnt, desto weniger werden Bürger auf strengere Regel pochen. Das Bewusstsein für diese braucht es aber mehr als dringend. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 13.6.2012)