Da kam also sogar unser Fotograf Christian Fischer ins Schwärmen, sonst in Sachen Automobil eher nüchtern, begeisterungsresistent, "lässige Kiste" oder so, das darf man aus dem Mund des Meisters der Linse ja glatt als Superlativ nehmen. Diese Mischung aus Eleganz und Repräsentanz ist es wohl, die den CLS zum Hingucker macht, da verrenken die Leute ihre Hälse, da sprechen einen wildfremde Menschen an.

Foto: Christian Fischer

Innen drin dieselbe Philosophie, Sokrates hätte angesichts dieses Vehikels seine legendäre Wortmeldung zum Athener Markt - "Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf!" - womöglich relativiert oder modifiziert. Großflächig schwingen naturbelassene Hölzer an Armaturenträger, Türen und an diversen Stellen im Mitteltunnel, ein echter Augenschmaus - und auch sonst hat Mercedes in einem Auto wie diesem aufgeschlossen zur diesbezüglichen Nummer eins, Audi: Wie sieht das alles nobel aus, zeigt sich Liebe zum Detail.

Foto: Christian Fischer

Als CLS 350 CDI 4matic wies der Typenschein unseren Testwagen aus, und das bedeutete: Souveräner Diesel mit 265 PS, 620 Nm (!) Drehmoment und auch passender Klangkulisse; das ist bei den Selbstzündern der Marke mit dem Stern ja nicht immer so.

Foto: Christian Fischer

Die beiden Fahrstufen - E und S - sind per Knopferl anzuwählen, E wie Eco, also Akzent auf sparsam statt spritzig, S wie Sport, Akzentsetzung genau umgekehrt. Verbrauch? Für ein Auto dieser Größenordnung, Leistungsklasse, mit 7-Gang-Wandlerautomatik und Allrad auch im gefahrenen Alltag überaus akzeptabel, 8,4 l / 100 km lautete unser Testergebnis.

Foto: Christian Fischer

Solide Tresorgefühle

Allrad? Nennt sich bei Mercedes 4matic. Vermittelt im vorliegenden Fall ein geradezu überwältigendes Gefühl von Sicherheit, auch auf nassen und glatten Straßen, man muss nicht unbedingt Tiroler Hüttenwirt sein, um Vierradantrieb zu schätzen, zumal seit der Klimaerwärmung unsere Winter immer kälter werden.

Foto: Christian Fischer

Mercedes setzt beim Thema 4 x 4 übrigens nicht so sehr auf Leichtfüßigkeit wie Audi bei quattro: Das muss sich bei den Stuttgartern schon anfühlen wie Tresor, gewichtig, gehaltvoll. So wie überhaupt der gesamte Wagen vor Solidität nur so strotzt, es wirkt der CLS wie aus einem Block gefräst.

Foto: Christian Fischer

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich hier um ein ausnehmend stilvolles Automobil - für sich betrachtet. Erweitert man den Horizont auf den Vorgänger, ist allerdings zu konstatieren: Der herausragende Solitär ist das jetzt nicht mehr, der CLS wurde in zweiter Generation sozusagen eingemeindet in die "normale" Mercedes-Modellpalette, das ist schade, eigentlich.

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Zum Konzept - Coupé mit vier Türen - auch noch ein Wort: Da hat Mercedes einen echten Trend losgetreten, wie einst schon mit dem SLK und seinem versenkbaren Blechdach. Inzwischen springen immer mehr Hersteller auf die Idee auf, die ästhetischste aller Karosserieformen, Coupé (schön, aber unpraktisch), mit artfremden Konzepten zu mixen, mit Limousine (vier Türen, also praktisch, aber heute eher unsexy) und sogar schon mit SUV (BMW X6 etwa).

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Coupé und Limo kombinieren in der Klasse CLS inzwischen Autos wie Audi A7 Sportback, Jaguar XF und, ganz neu, siehe Bericht oben, BMW 6er Gran Coupé. Mercedes allerdings könnte sagen: Nur das Original ist das Original. (Andreas Stockinger, AutoMobil, DER STANDARD, 8.6.2012)

Link: Mercedes

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