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Josef Hoffmann: Hocker für die Kücheneinrichtung des Landhauses 'Bergerhöhe' für Paul Wittgenstein, 1898.

Foto: apa / mak / simak

Wien   - Das Museum für Angewandte Kunst in Wien besinnt sich "Schlicht und einfach"auf seine Sammlung - und zeigt "Dinge". Dem "Ideal der angewandten Kunst" ist eine umfangreiche Ausstellung bis zum 7. Oktober gewidmet. Textilien, Asiatika, Möbel- und Objektdesign verdeutlichen, dass das Schlichte quer durch die Jahrhunderte für Stilrevolutionen sorgte. "Der Anspruch für die einfachsten Dinge ist am höchsten", so Museumsdirektor Christoph Thun-Hohenstein am Dienstag bei der  Pressekonferenz vor der abendlichen Eröffnung.

Für das MAK, das der Präsentation seiner Sammlung künftig mehr Raum geben möchte, war es "logisch, zu diesem Thema eine Ausstellung zu machen". Denn neben seiner Bedeutung in der Asiatika-Kollektion markiert das Prinzip Einfachheit auch "Höhepunkte der österreichischen Kunstgeschichte", vom Biedermeier über Wien um 1900 bis zur Nachkriegszeit. Zusätzlich liege man mit der Themenschau im Trend. "Nach zwei, drei Jahrzehnten digitaler Verspieltheit wird dem Thema Einfachheit wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt."

Auch mit der Ausstellungsarchitektur sowie mit den schlichten neuen Vitrinen hat man sich dem Ausstellungsmotiv verpflichtet, in klaren Linien werden die Exponate aus den verschiedenen hauseigenen Sammlungen aufgefädelt. Anhand von Tischgruppen deklinierten sich die schlichte, funktionalen Formen von Donald Judd über Karl Schwanzer bis Mies van der Rohe, von Otto Wagners Tisch für die Wiener Redaktion der "Zeit" (1902) über ein verwittertes Gartenset aus den 1820ern bis zu Biedermeier-Garnituren, denen die "Erfindung der Einfachheit" nachgesagt wird.

Beim Blick auf die Küchenobjekte wähnt man sich nicht selten in einem modernen Edel-Möbelhaus. Aber die schicke Edelstahl-Teekanne stammt aus 1803, die weißen Gitterkörbe sind nicht der Besteckeinsatz für den neuesten Geschirrspüler sondern Blumenkörbe von Josef Hoffmann und die asiatischen Teeschalen nicht aus dem japanischen Luxusrestaurant von nebenan, sondern aus dem 17. Jahrhundert. Gleichzeitig werden den historischen Asiatika auch Objekte aus dem europäischen und vor allem Wiener Design gegenübergestellt.

Japanische Flickenteppiche und französische textile Wandkunstwerke, Portemonnaies und Schmuck, Kimono-Überjacken und gewaltige Prunkvasen: Das Plädoyer für das Schlichte nimmt in den MAK-Sammlungen vielerlei Gestalt an. Als Ausstellungsformat machen die thematischen gemeinsamen Einblicke in die Schätze des Hauses Lust auf mehr.  (APA, 12.6.2012)