Seit Mitte April können User auf kleinezeitung.at nur mehr nach vorheriger Handy-Registrierung posten.

Foto: Screenshot/www.kleinezeitung.at

Die Postings sind um zwei Drittel zurückgegangen, die Zugriffe auf die Seite nicht, heißt es.

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"Es hat teilweise für großen Unmut gesorgt, dass wir in unseren Foren so viele Kommentare, die gegen die Anstandsregeln verstießen, hatten." Um die Qualität in den Foren zu erhöhen, hat kleinezeitung.at im April eine Handy-Registrierung für Poster installiert. Wer kommentieren will, muss nun einen Code eingeben. Einmalig, zugestellt via SMS. Eine Maßnahme zur Forenreinigung, die bei Usern auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Dennoch war es der richtige Schritt, wie Elisabeth Zankel, Chefredakteurin der "Kleinen Zeitung Online", gegenüber derStandard.at sagt. Ihre Bilanz nach zwei Monaten Handy-Registrierung: "Viele der User, die uns Probleme bereitet haben, sind weg." Das Forum habe deutlich an Niveau gewonnen. 

Zwei Drittel weniger Postings

"Viel seriöser und weniger untergriffig" sei die Diskussion geworden, so Zankel, "das Beschimpfen hat aufgehört". Der Wermutstropfen: Die Anzahl der Postings ist zurückgegangen. Und zwar stark. "Um rund zwei Drittel", sagt Zankel. Von vorher 1.500 auf jetzt 500 pro Tag. Ein nur temporärer Einbruch, hofft die Redaktionsleiterin: "Wir werden noch Zeit brauchen, aber bis Ende des Jahres wollen wir wieder auf dem Schnitt von früher sein." Unter den Usern hätten sich die Wogen bereits geglättet, viele würden die Vorteile sehen: "Die bessere Qualität der Postings soll dazu führen, dass die Leute wieder retour kommen."

Sperre droht

Eine zusätzliche Maßnahme, nämlich die Nachtsperre des Forums, wurde wieder zurückgenommen. Schon nach einer Woche: "Es gab viele Reklamationen, die Leute möchten auch in der Nacht posten." Verstößt ein User gravierend gegen die Forenregeln oder gesetzlichen Bestimmungen, wird er aus dem Verkehr gezogen. Mit seiner Handynummer ist keine neuerliche Registrierung möglich. Eine Sanktion, die allerdings noch nicht notwendig war: "Bis jetzt haben wir nur zwei Verwarnungen aussprechen müssen." Ein Ausweichen auf Wertkartenhandys, um die Sperre zu umgehen, sei kein Thema.

Private Scharmützel waren im Forum die Ausnahme, Agitationen richteten sich in erster Linie gegen Politiker, erzählt Zankel. Zum Beispiel gegen FPK-Politiker wie die Brüder Scheuch, die nun ihrerseits gegen Poster vorgehen. Mit Anwaltsbriefen und Klagsdrohungen.

Einzelfall wird geprüft

Das Prozedere skizziert kleinezeitung.at folgendermaßen: "Alle Anfragen auf Herausgabe von Userdaten werden entsprechend den gesetzlichen Vorgaben abgehandelt. In berechtigten Fällen werden sie herausgegeben. In der Folge nehmen wir unsere Überwachungspflichten wahr, löschen jene Beiträge, die gegen privat-, straf- und medienrechtliche Bestimmungen der Republik Österreich bzw. die guten Sitten verstoßen, bzw. sperren die User auch, die diese Beiträge verfasst haben. Die Grenze zwischen erlaubten und unerlaubten Postings ergibt sich aufgrund der geltenden Rechtslage und ist im Einzelfall zu prüfen."

Qualität und Aufklärung

Zankel zum Risiko für Medien: "Wir haben zweimal vor Gericht verloren und mussten nicht nur die Userdaten herausgeben, sondern auch die Anwaltskosten übernehmen." Seit der Handy-Registrierung habe man das Problem viel besser im Griff: "Die Qualität ist deutlich gestiegen." Das neue Forensystem bezeichnet sie als "Schutz für unsere Marke". Die Reputation der "Kleinen Zeitung" sei aufgrund des "Mülls" in Gefahr gewesen, deswegen auch die Maßnahme: "Wir legen Wert auf Qualität, dies gilt auch für unsere Foren." Neben der Markenpflege spiele auch der Schutz der Leser eine Rolle, wie die Chefredakteurin betont: "Vielen Leuten ist zum Beispiel gar nicht bewusst, dass wir in berechtigten Fällen rechtlich dazu verpflichtet sind, Userdaten herauszugeben." 

ÖWA-Zahlen

Die Reduktion der Postings habe den Zugriffen auf die Seite nicht geschadet. April und Mai seien gut verlaufen, meint Zankel. Laut aktuellen Zahlen der Österreichischen Webanalyse (ÖWA) werden kleinezeitung.at im Mai 2012 mehr als 5,1 Millionen Visits ausgewiesen, im Mai des Vorjahres waren es rund 4,4 Millionen. Im März 2012, also vor der Handy-Registrierung, kam das Portal auf 5,3 Millionen Visits.

Ob das Forenmodell der "Kleinen Zeitung" innerhalb des Styria-Konzerns Schule macht, weiß Zankel nicht. Ähnliche Überlegungen, um Herr über klagbare Postings und Beschimpfungen zu werden, gibt es aber auch bei der "Presse". Ein Einloggen via Facebook steht etwa zur Debatte. Derzeit kann man bei den Styria-Portalen diepresse.com und wirtschaftsblatt.at als "Gastuser" noch ohne Registrierung posten. (Oliver Mark, derStandard.at, 12.6.2012)