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Kinder als Kriegsopfer: Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen bestätigt, dass sich nichts verändert hat. Es sind nur noch mehr Staaten auf die "Liste der Schande" gesetzt worden.

Foto: EPA/Kurokawa

New York/London - Die Vereinten Nationen werfen der syrischen Führung vor, bei ihrem Vorgehen gegen oppositionelle Kämpfer Kinder gefoltert, getötet und als "menschliche Schutzschilde" eingesetzt zu haben. Sie habe "selten solche Brutalität gesehen", wie sie die syrische Armee Kindern im Alter von nicht einmal zehn Jahren antue, sagte die UNO-Beauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy, am Montag (Ortszeit) in New York vor der Veröffentlichung eines entsprechenden Berichts. Das Militär setze etwa Kinder vorne in Busse, mit denen Soldaten zu Einsätzen gebracht würden.

Gegenüber dem britischen Sender BBC sagte Coomaraswamy, ihr Team sei mit "schrecklichen" Schilderungen über gefolterte und massakrierte Kinder aus Syrien zurückgekehrt. So hätten Kinder erzählt, dass sie sich auf Panzer hätten setzen müssen, damit diese nicht von Aufständischen angegriffen werden.

32 Staaten genannt

"In fast allen aufgezeichneten Fällen waren Kinder unter den Opfern von Militäroperationen der Regierungstruppen - einschließlich der Streitkräfte, der Geheimdienste und der Shabiha-Miliz - im Konflikt mit der Opposition", schreiben die Autoren des UNO-Berichts über 2011, der von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon vorgelegt wurde.

Darin werden 32 Staaten genannt, in denen seit mindestens fünf Jahren staatliche Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird. Ban zeigte sich tief besorgt über die "inakzeptable hohe und wachsende Zahl" langjähriger staatlicher Gewalt gegen Kinder.

Kinder nicht verschont

Sie habe es noch nie zuvor erlebt, dass Kinder nicht verschont würden, sondern in einem Konflikt sogar noch als Ziel dienten. "Wir haben Kinder gesehen, die gefoltert wurden und die noch die Spuren der Folter tragen", sagte Coomaraswamy. "Wir sind wirklich geschockt (...). Diese Folterungen von Kindern in Gefangenschaft, Kinder von gerade einmal zehn Jahren, das ist sehr außergewöhnlich, das haben wir woanders wirklich noch nicht gesehen."

Viele ehemalige Soldaten hätten von Schüssen auf Wohngebiete berichtet. Sie hätten Kinder und Kleinkinder gesehen, die getötet und verstümmelt worden seien.

Vorwürfe gegen Freie Syrische Armee

Zugleich erhob sie Vorwürfe gegen die oppositionelle Freie Syrische Armee, die ebenfalls Kinder in Gefahr bringe. "Zum ersten Mal hörten wir auch, dass Kinder von der Freien Syrischen Armee rekrutiert werden, vor allem für medizinische und Hilfsarbeiten, aber immer noch an der Front", sagte Coomaraswamy.

Seit Beginn des Aufstandes gegen den syrischen Staatschef Bashar al-Assad Mitte März 2011 sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mehr als 14.000 Menschen getötet worden, darunter fast 1.200 Kinder. Allein bei einem Massaker am 25. Mai waren in der zentralsyrischen Stadt Houla laut UNO bei Massenhinrichtungen von mehr als hundert Menschen 49 Kinder gestorben. Auch bei einem Massaker in dem Dorf Qubeir in der Provinz Hama am vergangenen Mittwoch sollen viele Kinder unter den mindestens 55 Toten gewesen sein. (APA, 12.6.2012)