Besitzer Erich Bilek hat aber schon eine neue gefunden

Diese lebensgroße Porzellanpuppe wacht wie eine Madonna über dem Türrahmen des kleinen Geschäfts in der Invalidenstraße. Eine schrille Türglocke und die olivgrünen Regalbretter tragen ebenfalls dazu bei, dass das Bild der 60er-Jahre in dem Berufsbekleidungsgeschäft von Erich Bilek eingefroren wirkt.

Foto: maria von usslar/derstandard.at

Seit 1972 befindet sich das 1936 eröffnete Geschäft nun im Familienbesitz und bietet Schuluniformen und Berufskleidung für Kellner, Köche, Putzfrauen, Handwerker und dergleichen. Vor rund 20 Jahren werkten im Hinterzimmer die Näherinnen. Im Jahr 1999 lagerte Bilek die Produktion nach Ungarn aus, um die Lohnkosten zu senken. Eine Reaktion auf die Globalisierung, denn die Bekleidungsindustrie wanderte in die asiatischen Länder ab. Bilek konnte sich mit dem Werk in Ungarn jahrelang eine kleine Nische erhalten.

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Vier Schneiderinnen nähen seither im Städtchen Albertirsa Schuluniformen für Privatschulen wie Sacre Coeur ...

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oder Hausfrauenkittel. Den Markt für die Berufskleidung musste Bilek in den letzten fünf Jahren nach und nach an große deutsche Konzerne abgeben.

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Das Material für Latzhosen, Schürzen und Ähnliches würde ihn schon mehr kosten als das Endprodukt aus Deutschland, hergestellt im Fernen Osten. Kleine Aufträge nimmt Bilek weiterhin an, denn investieren muss er dazu nicht mehr. Schließlich habe sich das Design von Schuluniformen seit geschätzten 60 Jahren nicht verändert, ...

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und auch die alten Damen gäben ihre Gewohnheiten nicht so schnell auf und kaufen seit einem halben Jahrzehnt Hausfrauenkittel in gleich bleibendem Schnitt.

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Auch Bilek kauft einen großen Teil seiner Ware inzwischen in Deutschland. Eine Änderungsschneiderin passt die Kleidung aber immer noch im Geschäft an den Kunden an.

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Julius (Bild) verkauft Hi-Fi-Geräte für ein amerikanisches Unternehmen. Zur Corporate Identity zählt ein einheitliches Aussehen, deshalb gibt es Arbeitsuniformen.

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Vorher war Julius jahrelang Kellner. In der Gastronomie hätten sich die Kellnerhosen bewährt, und so kauft Julius seit 20 Jahren weiterhin seine Hosen in Herrn Bileks Geschäft. "Die sind strapazierfähig und pflegeleicht im Gegensatz zu Anzughosen", sagt er. "Ich habe schon alle meine Kollegen angesteckt."

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Inzwischen kaufe man Uniformen nur mehr, wenn es vom Arbeitgeber oder der Schule angeordnet wird, klagt Bilek. Er ist ein Befürworter der Schuluniformen, weil sie den Markenzwang unter Jugendlichen vermeiden würden.

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Erich Bilek hat allerdings schon eine weitere Nische entdeckt.

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Sein kleines Unternehmen stattet Hotels mit textilen Wandbezügen, Polstern und Vorhängen aus. "Man muss mit der Zeit gehen und flexibel bleiben. Und Nähen ist Nähen."

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Das inzwischen sehr kleine Nischengeschäft der Berufsbekleidung will er bis zur Pension aber aufrechterhalten. (mvu, derStandard.at, 3.7.2012)

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