Franz-Stefan Gady ist auf dem Weg zur "Forward Operating Base Salerno", genannt "Rocket City". Der Stützpunkt an der afghanisch-pakistanischen Grenze liegt mitten im Rückzugsgebiet der Taliban und Al-Kaidas. Die FOB Salerno ist eines der größten US-Militärlager in Afghanistan. Neben mehreren tausend Soldaten sind hier auch Spezialeinheiten, Fluggerät und Drohnen für den Kampf gegen die Taliban stationiert. Von hier aus werden fast alle Operationen in Ostafghanistan orchestriert. Das Camp wurde in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Taliban-Angriffen.

Gady ist für ein paar Wochen mit der Task-Force "Spartan", 4. Brigade Combat Team (Airborne) der 25. amerikanischen Infanteriedivision, in den Provinzen Khost und Paktia im Osten Afghanistans unterwegs.

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Ein amerikanischer Unteroffizier vor der Media-Support-Baracke am US-Stützpunkt Bagram im Nordosten Afghanistans. 

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In einer Hercules C-130 kurz nach der Landung.

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Im "Hotel California".

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Nach 24 Stunden Anreise aus den USA bin ich endlich in meiner ersten Unterkunft mit dem klingenden Namen "Hotel California" angekommen. Ich bin der einzige Journalist auf dem US-Stützpunkt Bagram im Nordosten Afghanistans. Gleich gegenüber steht das Media Support Center, geleitet von Major Kellog, der 16 Mann unter seinem Kommando hat. Sie sind für meinen Weitertransport mit der Task-Force "Spartan" an die "Front" verantwortlich. Das Hotel California: eine Armeebaracke, in der die Journalisten untergebracht sind. Zufällig läuft im Fernseher im Media Support Center auf dem Pentagon Channel ein Bericht von William Eacho, dem amerikanischen Botschafter in Österreich.

In Bagram angekommen, wurde mir erst einmal verboten, auf dem Stützpunkt zu fotografieren. Ohne Eskorte durfte ich mich aber doch relativ frei bewegen. Poster, die für das SHARP Program (Sexual Harassment/Assault Response and Prevention) Reklame machten, waren überall an den Zäunen zu finden. Laut Pentagon werden 80 bis 90 Prozent der sexuellen Übergriffe nicht angezeigt. Nach einigem Hin und Her durfte ich ein paar Fotos von der unmittelbaren Umgebung des Media Center machen.

Auf dem Weg zur "Dining Facility" begegnete ich ägyptischen, polnischen und australischen Soldaten. Der Stützpunkt beherbergt auch viele Zivilisten. Mitunter hat man den Eindruck, in einem amerikanischen Vorort zu sein: Männer und Frauen in Bluejeans, locker hängenden T-Shirts und Baseballmützen. Der einzige Unterschied: Fast jeder trägt eine Waffe.

Ballistische Augengläser

Im "PX" (Post Exchange), einem amerikanischen Supermarkt, fand ich einige interessante Souvenirs, wie zum Beispiel eine Bronzemünze für acht Dollar, die die "christlichen Krieger Amerikas" preist ("Onwards Christian Warriors"). Ich kaufte mir hier ballistische Augengläser, zum Schutz gegen Granatsplitter. Der Supermarkt selbst sieht wie ein normaler Harris-Teeter-Markt in den USA aus. Der PX selbst ist umgeben von verschiedenen Geschäften, die afghanische Souvenirs verkaufen; ein afghanisches Restaurant, Pizza Hut, Popeyes und ein Café "Green Beans" (unter dem Namensschild steht "Honor First, Coffee Second!").

Zurück im Media Support Center rede ich mit einem Sergeant, der mich fragt, wohin die Reise geht. "Forward Operating Base Salerno in der Khost-Provinz", antworte ich. Er lächelt leicht: "It's pretty kinetic out there!" (Das amerikanische Militär benutzt das Wort "kinetisch", um militärische Angriffe und Kampfhandlungen zu beschreiben.) Erst vor ein paar Tagen, erzählt er mir, seien zwei Leute bei einem Selbstmordanschlag auf den Stützpunkt getötet worden. "You will see some action out there!"

Die Transportmaschine, die mich zum Stützpunkt Salerno nahe der pakistanischen Grenze bringen wird, soll in Kürze abheben. Viele Flüge zu dieser Destination werden aber abgesagt, was der Ursprung der Benennung der Journalistenbaracke als "Hotel California" ist. Einige Journalisten mussten Tage und Wochen auf ihren Weitertransport warten. Am Gang der Baracke steht in großen schwarzen Buchstaben eine Zeile des Eagles-Lieds:" You can check-out any time you like, but you can never leave!" (Franz-Stefan Gady, derStandard.at, 11.6.2012)

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