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Für Damien Hirst sind brillante Spieler Künstler, für die Documenta-Chefin ist es der Ball selbst

Foto: APA-FOTO: Robert Parigger

Jetzt dreht sich wieder alles um Fußball. Es gibt aber auch andere schöne Spiele. Snooker zum Beispiel, eine hierorts kaum verstandene Abart des Billard, der vor allem Briten frönen.

Ronnie O'Sullivan ist Snooker-Weltmeister und darf sich, wenn es nach dem immerhin höchstbezahlten (und damit eventuell auch besten?) zeitgenössischen Künstler Damien Hirst geht, als Schöpfer ganz großer Kunst fühlen. Hirst erkärte nach O'Sullivans jüngstem WM-Titel in Sheffield, dass der Mann eigentlich in einem Atemzug mit Giganten "wie Picasso oder Francis Bacon" genannt werden sollte: "Wer sein Können in Höhen schraubt wie O'Sullivan, der schafft Kunst."

Womit wir bei der Documenta sind, jener fast zeitgleich mit der Fußball-EM eröffneten, wichtigsten Schau der Gegenwartskunst in Kassel. Deren Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev ließ nämlich mit dem mild exzentrischen Statement aufhorchen, dass sie "keinen grundlegenden Unterschied" zwischen Menschen, Hunden oder auch Tomaten erkenne. Und dass davon abgesehen nicht etwa der Fußballer als "Künstler" bestimme, wohin der Ball fliege, sondern vielmehr der Ball selbst.

Wir halten fest: Für Damien Hirst sind brillante Spieler Künstler, für die Documenta-Chefin ist es der Ball selbst. Lauter spannende Ansätze. Nur: Dann wollen wir gefälligst eine Fanzonen-Installation auf dem Documenta-Gelände. Und zwar im Namen der Kunst! (Severin Corti, DER STANDARD, 11.6.2012)