"Angst vor Crash der Banken! Raiffeisen & Co. heruntergestuft" titelte Österreich am Donnerstag auf Seite eins. Herausgeber Wolfgang Fellner, der schon seit einiger Zeit nichts Gutes über Raiffeisen zu sagen hat, schrieb in seinem Kommentar, nur Raiffeisen sei "uneinsichtig", und forderte, die Bank möge doch mit "dem Größenwahn in den Ostmärkten aufhören und sich um die Kunden in Österreich kümmern". Etwa um kreditbedürftige Krawallzeitungen?

Die Krone reagierte auf dieselbe Nachricht (Moody's hatte Raiffeisen, Bank Austria und Erste herabgestuft) mit dem Aufmacher "So sicher sind unsere Banken". Man müsse sich keine Sorgen machen.

Wie ernst soll man das alles nehmen? Müssen wir auf die Bank rennen und unser Geld abziehen? Die Griechen tun es. Die Spanier auch. Die Süddeutsche schrieb am 29. Mai: "Der Sturm auf die Banken hat begonnen." Es sind allerdings keine Schlangen vor den Bankschaltern zu sehen. Die Milliardensummen, die in diesen beiden Ländern abgezogen werden, stammen überwiegend von ausländischen Anlegern und den örtlichen Reichen. Die Normalbürger in Griechenland und Spanien ziehen zwar auch schon Geld ab, aber offenbar noch nicht massenhaft. Und in Resteuropa halten die Nerven weiterhin.

Ein Restrisiko bleibt

Es ist unendlich schwer, in dieser Situation verantwortungsvolle Prognosen zu machen. Eine Wiederholung der Katastrophe von 1931, als die Banken in Österreich, Europa und den USA reihenweise fielen, ist unwahrscheinlich. Und sei es aus dem einzigen Grund, dass man seither gelernt hat. Die Staaten, die EU und die Notenbanken sind bereit, Unsummen in wankende Banken zu stecken, um den "Crash" zu verhindern. Mit Spanien, dessen Banken das Hauptproblem sind - des Landes und implizit auch der EU -, wird jetzt genau das eintreten. Damit ist voraussichtlich die Gefahr einer Kettenreaktion gebannt. Aber ein Restrisiko bleibt.

Die Frage ist, ob die Banken, die spanischen und die anderen, das verdient haben. Die Frage ist aber zunächst irrelevant, weil es uns gehen wird wie in den Dreißigerjahren, wenn die massenweisen Bankzusammenbrüche nicht abgefangen werden. Die Wut auf die Banker ist groß und berechtigt: Sie haben in den USA und Großbritannien auf Spekulationsinstrumente gesetzt (die ihnen eine marktradikale Politik erlaubt hat). Die Spanier (und die Iren) haben einen verrückten Immobilienboom finanziert. Die österreichischen Banken haben nach Meinung der US-Ratingagenturen zu viele Kredite in Osteuropa vergeben. Das sehen die Ratinghäuser zu pauschal, die betroffenen Maßnahmen haben auch schon Maßnahmen gesetzt. Aber totale Entwarnung wäre voreilig.

Generell kann man sagen, dass besonders in den USA, aber auch in Europa eine Mentalität der soliden Marktwirtschaft durch eine des verantwortungslosen Turbo-Finanzkapitalismus verdrängt wurde. Und dass wir wieder zu einer soliden Marktwirtschaft zurückkommen müssen. Die EU bereitet ein Paket ("Bankenunion") vor, das europaweite Einlagengarantie, eine zentrale Bankenaufsicht - und die Möglichkeit eines geordneten Pleitegehens vorsieht (zur künftigen Abschreckung wären auch einige Anklagen gegen verantwortungslose Banker gut).

Bis das steht, werden wir eine längere Zitterpartie erleben. Das ist die Realität. Die Strategie für den Einzelnen? Das Einzige, was man raten kann, ist, sich seriös zu informieren. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 9./10.6.2012)