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Unter den Asylwerbern in der umstrittenen Sonderbetreuungsanstalt auf der Saulam herrscht auch Angst vor Attacken.

Foto: APA/Gert Eggenberger

Klagenfurt - Zu wenig zum Essen, faules Obst, schimmlige, abgelaufene Nahrungsmittel, mangelnde Küchenhygiene. Pfarrer Johann Wornik ist empört, wie mit den Asylwerbern auf der Kärntner Saualm umgegangen wird. Ihm gegenüber erhoben vier ortsansässige Köchinnen aus der Gemeinde Sankt Andrä im Lavanttal schwere Vorwürfe gegen die Betreiber der umstrittenen Sonderbetreuungsanstalt für mutmaßlich straffällige Asylwerber. Die Frauen verließen das Asylheim nach kürzester Zeit fluchtartig.

Eine der Frauen habe ihm kürzlich erzählt, sie habe Brot für die Asylwerber backen wollen, da habe die Betreiberin einfach das Mehl weggesperrt, einem Heimbewohner wurde verwehrt, die selbstgekaufte Milch zu wärmen. "Das geht doch nicht, dass Flüchtlinge, die Schweres durchgemacht haben, jetzt bei uns hungern müssen", sagt Pfarrer Wornik. Schon mehrmals sei es deswegen zu Revolten und Meutereien der Asylwerber gegenüber der Betreiberin gekommen. Diese erhält wegen des erhöhten Betreuungsaufwandes einen Tagsatz von 40 Euro pro Asylwerber. Derzeit befinden sich 28 Asylwerber auf der Saualm.

Eingeschlagene Fenster

Pfarrer Wornik hat jetzt gemeinsam mit dem Pfarrgemeinderat Heinrich Tritthart einen Brief an Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) geschickt, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Dieser lehnte ein Treffen jedoch ab. Was ihn besonders beunruhigt: Immer wieder würden in der Nacht fremde Personen um das Asylheim schleichen, es sei sogar schon ein Fenster eingeschlagen worden, und man will auch Schüsse gehört haben.

Im Kärntner Flüchtlingsreferat sind die Missstände bekannt. Die zuständige Sachbearbeiterin zeige sich selbst immer wieder erschüttert, berichtet der Pfarrer: "Sie sagt, ihr sind die Hände gebunden, denn dieses Asylheim untersteht direkt dem Landeshauptmann."

Videoüberwachung geplant

Flüchtlingsreferent Gernot Steiner spricht von "geringfügigen Problemen" . Es komme immer wieder einmal vor, "dass Asylwerber mit dem angebotenen Essen nicht zufrieden sind". Steiner bestätigt aber, dass nachts immer wieder Eindringlinge auf dem Areal gesichtet werden. Das Asylheim befindet sich bekanntlich in der Einschicht auf rund 1200 Meter Seehöhe und ist etliche Kilometer vom nächsten Ort entfernt - "wir müssen die Asylwerber schützen". Zu einer möglichen Schließung des Heimes, wie sie besorgte Anrainer längst fordern, will Steiner nichts sagen: "Das ist eine rein politische Frage." (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 9./10.6.2012)