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In Graz sollen Gemeinschaftsgärten in Zukunft von der Stadt gefördert werden.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Im Februar wurde das Geschäft neu eröffnet.

Foto: Lupi Spuma/Samen Köller

Der Laden ist eine hübsche Mischung aus Nostalgie und Ökologie.

Foto: Lupi Spuma/Samen Köller

Graz - "Haben Sie Kipflerbohnensamen?", fragt eine Kundin, die geduldig gewartet hat, bis sie in dem kleinen Geschäft gegenüber vom Grazer Kunsthaus an die Reihe kam.

"Kipflerbohnen?", fragt Gabi Medan, seit kurzem Chefin der Samenhandlung Zum Schwarzen Rettig, nach. "Die darf ich nicht verkaufen, wegen des Saatgutgesetzes. Die Kundin sieht enttäuscht aus. "Aber schenken darf ich sie Ihnen", setzt Medan nach und holt ein kleines Papiersackerl hinter ihrer Holztheke hervor. "Sie können mir dann ja wieder Samen zurückbringen." Alle sind zufrieden.

Medan hat das Geschäft, das Grazer bis vor wenigen Monaten als Samen Köller kannten, im Februar neu eröffnet. Im Lager fand die ehemalige Kinesiologin, die von ihrer Großmutter viel über Wildkräuter und Blumen lernte, alte Originalregale, die sie mit ihren Kindern restaurierte. Sie verwandelte den Laden in eine hübsche Mischung aus Nostalgie und Ökologie, einen modernen Concept-Store, der auf alte Biosorten spezialisiert ist. Im ersten Stock gibt es regelmäßig Vorträge und Lesungen über Öko-Gärtnerei.

Wer mit Medan ein Interview über ihre Kundschaft, junge und alte Schreber- oder Guerillagärtner, führen will, sollte sich anmelden, denn Zeit hat Medan nicht oft.

Förderung von Gemeinschaftsgärten in Graz

Ein älterer Herr bringt überschüssige Pflanzen, damit Medan sie an Gemeinschaftsgärtner weiterschenkt, eine junge Frau fragt: "Coleus, oder Buntnesseln, kennen Sie das?" Medan schüttelt nachdenklich den Kopf, dann öffnet sie eine von rund hundert grau gestrichenen Holzladen und fischt ein Sackerl heraus: "Coleus! Da sind sie ja!"

Das Geschäft besteht seit 1773 und war zuerst eine Devotionalien-Handlung. Kartäuser und andere Ordensbrüder brachten damals Samen von ihren Reisen mit, bis es dort nur mehr Blumensamen, aber keine Rosenkränze gab.

Die kürzlich aufgelöste schwarz-grüne Koalition in Graz hat das Fördern von Gemeinschaftsgärten, die mindestens 30 Quadratmeter groß und öffentlich zugänglich sein sowie von mindestens acht Haushalten genutzt werden müssen, in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Das wird nun in der nächsten Gemeinderatssitzung abgesegnet: Bis zu 800 Euro zahlt die Stadt den Gemeinschaftsgärtnern jährlich: etwa für Gartengeräte, gentechnikfreies Saatgut, standortgeeignete Pflanzen, Bauteile für Hochbeete oder Pachtkosten. (Colette M. Schmid, DER STANDARD, 9./10.2012)