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Naturwissenschaftliche Ikone: Antal Festetics.

Foto: APA/ORF/Andreas Friess

Wien - Legendär waren seine Fernsehauftritte hoch zu Ross, mit Wollschweinen suhlend, als Yeti verkleidet oder in der Mülltonne sitzend beim nächtlichen Beobachten von Waschbären - so wurde Antal Festetics einem breiten Publikum bekannt. Der österreichische Biologe war aber auch ein Naturschützer der ersten Stunde, wenn auch aus der Not heraus, sieht er doch die Artenvielfalt durch den Menschen bedroht. Am 12. Juni feiert Festetics seinen 75. Geburtstag.

Werdegang

Festetics versteht sich selbst als "bunter Hund": "Genauer gesagt bin ich ein burgenländisches Bastardl mit Vorfahren aus Kroatien, Preußen, Ungarn, Salzburg, Steiermark, Polen und vor allem Burgenland", erklärt er seine Herkunft. Geboren wurde Festetics am 12. Juni 1937 in Budapest. Seine Familie wurde von den kommunistischen Machthabern in Ungarn als "Klassenfeind" gesehen und zu Zwangsarbeit verurteilt. Erst im Zuge des Ungarischen Volksaufstandes Anfang November 1956 gelang es dem österreichischen Staatsbürger, nach Wien zu kommen.

Die Passion zur Verhaltensforschung an Tieren sowie am Menschen entdeckte Festetics bereits mit 14 Jahren. Als Schüler war seine liebste Ferienbeschäftigung, Schweinehirt zu sein, weil nach seinen eigenen Worten "Schweine so intelligent sind, dass sie sich überhaupt nicht lenken lassen und ein Sauhüter viel Zeit für Beobachtungen in der Natur hat". So studierte Festetics Biologie und wurde 1965 an der Universität Wien promoviert, wo er am Institut für Zoologie eine Assistentenstelle erhielt.

1972 folgte der langjährige Mitarbeiter von Konrad Lorenz dem Ruf an die Universität Göttingen, die ihn zum Direktor des Wildbiologie-Institutes machte. Ab 1981 war Festetics auch Honorarprofessor an der Universität Wien. 2005 emeritierte er in Göttingen, bestritt aber nach wie vor Lehrveranstaltungen.

Einsatz für den Naturschutz

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit folgte Festetics auch stets seiner zweiten Berufung: dem Naturschutz. Seinem Lehrer Konrad Lorenz galt er bereits als sein "am stärksten naturverbundener Schüler". Festetics gründete etwa den WWF-Österreich (1963), setzte sich gegen das Kraftwerk Hainburg und für den Nationalpark in den Donauauen ein (1984) und war maßgeblich an der Gründung des Zweistaaten-Nationalparks Neusiedler See (1988) beteiligt.

Für seine Leistungen in Wissenschaft und Naturschutz wurde Antal Festetics mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie Großen Goldenen Ehrenzeichen des Burgenlandes, der Steiermark und der Stadt Wien, dem Internationalen Naturschutz-Orden "Goldene Arche" und dem Österreichischen Staatspreis für Umweltschutz.

Einem breiten Publikum wurde er auch durch seine populärwissenschaftlichen Filme und Dokumentationen bekannt, die sich zumeist mit tierischem und menschlichem Verhalten, mit Lebensräumen und Kulturen beschäftigen. Zu seinen bekanntesten Produktionen zählen die ORF-Dokumentationen und -Serien über die Donau, den Neusiedler See und die Puszta, die französische Camargue sowie die Serie "Wildtiere und wir". Im Jahr 2000 erschien sein Buch "Zum Sehen geboren - Das Jahrhundertwerk des Konrad Lorenz", 2010 die Festschrift zu seinem 70. Geburtstag, in der sich Wissenschafter Gedanken zum Thema "Was ist Leben? - Entstehung, Erforschung, Erhaltung" machen.

Das Biotop Opernball

"Ich bin Biologe aus Neigung und Naturschützer aus Not", sagt Festetics selbst von sich. Ihn begeistert die "evolutive Vielfalt von Gestalten und Verhaltensweisen", möglicherweise mit ein Grund für seine regelmäßigen Besuche des Opernballs, mit dessen "psychohygienischer Funktion" er sich auch wissenschaftspublizistisch beschäftigte und zu dem er gerne - offenbar wichtig für die Verhaltensforschung - einen Feldstecher mitnimmt. Festetics ist ohnehin der Meinung, es sei ein Irrtum zu glauben, "dass Naturschützer stets mit saurer Miene den Weltuntergang beschwören müssen" - und will den Humor nicht verlieren. (APA/red, derStandard.at, 10.6.2012)