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Marion und Marine.

Foto: REUTERS/Jean-Paul Pelissier

Bereits die dritte Generation des Clans steht auf der politischen Bühne: Marion Le Pen sieht in ihrer Tante und in ihrem Großvater zwar Vorbilder, will aber als eigenständige Politikerin angesehen werden, sagt sie zu Stefan Brändle.

Standard: Sie sind gerade einmal 22 und wollen schon in die Politik?

Le Pen: Ich kam zum Front National, als ich 17 Jahre alt war. Ich habe meine Leidenschaft für die Politik und für Frankreich von meiner Familie geerbt.

Standard: Sie kommen aus dem fernen Paris in einen Ihnen unbekannten Wahlkreis in Südfrankreich, in die Vaucluse ...

Le Pen: Warum werfen die Medien mir das vor, nicht aber François Hollande, dessen Wahlkreis in der Corrèze ist, ohne von dort zu sein? Die Zeiten sind hart, meine Partei braucht alle verfügbaren Leute, vor allem Frauen. Die bürgerliche UMP und die Sozialisten halten sich nicht einmal an die obligatorische Geschlechterparität.

Standard: Was wollen Sie für Ihren Wahlkreis tun, den Sie gar nicht kennen?

Le Pen: Bei den Wahlen für die französische Nationalversammlung geht es nicht um lokale Straßenbahnlinien oder dergleichen, sondern um ein großes nationales Vorhaben.

Standard: Wie ist Ihre Position in Sachen Immigration?

Le Pen: Ich bin gegen die illegale Immigration und möchte die legale beschränken. Wie nötig das ist, zeigt sich gerade hier in meinem Wahlkreis, wo die Leute von der Einwanderung aus Nordafrika überflutet werden. Ich weise aber den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit zurück. Wir sind eine rechtsnationale Partei.

Standard: Wie ist es, den Namen Le Pen zu tragen?

Le Pen: Eine Last und eine Ehre. Ich wurde deswegen schon angespuckt. Aber ich bin sehr stolz, auf der Linie meines Großvaters und meiner Tante weiterzumachen.

Standard: Teilen Sie deren Meinungen voll und ganz?

Le Pen: Ich denke selbstständig. Anders als mein Großvater bin ich nicht unbedingt für die Todesstrafe, sondern für ein Referendum zu diesem Thema. (Stefan Brändle, DER STANDARD, 08.06.2012)