Barbara Walters, Journalistin beim US-TV-Giganten ABC, kann getrost als Ikone der amerikanischen Fernsehlandschaft bezeichnet werden. Sie war eine der ersten weiblichen Journalistinnen Amerikas, die Nachrichtenprogramme im Fernsehen moderierte. Doch die Starjournalistin ist dieser Tage in Bedrängnis und sah sich nun gezwungen, sich öffentlich zu entschuldigen. Der Grund: Die britische Tageszeitung "The Telegraph" veröffentlichte den E-Mail-Verkehr zwischen ihr und Sheherazad Jaafari, Tochter des syrischen UN-Botschafters und ehemalige Mitarbeiterin des Regimes von Syriens Staatschef Bashar al-Assad.

Die E-Mails belegen, dass Walters versuchte, Jaafari einen Platz an der angesehenen Columbia School of Journalism sowie ein Praktikum bei der CNN-Talkshow "Piers Morgan" zu verschaffen. Nachdem die 82-Jährige vom "Telegraph" mit den E-Mails konfrontiert wurde, sah sie sich gezwungen, ihr Bedauern für ihre Handlungen auszudrücken.

Jaafari war enge Beraterin Assads in Medienfragen. Bei Interviews mit dem Staatspräsidenten war die 22-Jährige laut "Telegraph" oft die Einzige, die neben den Journalisten im Raum anwesend war.

Assad-Interview

Walters' Interview mit Assad, in dem der syrische Präsident jegliche Verantwortung für die gewaltsame Niederschlagung von Oppositionellen in seinem Land abstritt, fand im Dezember 2011 statt. Nach dem Gespräch blieben die US-Journalistin und Jaafari weiter in engem Kontakt. Im Jänner traf sich Assads Ex-Beraterin mit Walters in New York, um sie um einen Prakiktumsplatz bei ABC zu bitten. Walters lehnte ab, bot aber an, ihr auf anderem Wege zu helfen. Wenig später schrieb Walters der 22-Jährigen, dass sie Piers Morgan und seinen Produzenten kontaktiert und sich für sie eingesetzt habe. Weiters sandte die ABC-Journalistin ein Mail an Richard Wald, Professor an der Columbia School of Journalism und Vater des CNN-Produzenten, um ihm Jaafari zu empfehlen.

Pech für die junge Syrerin: Weder bekam Jaafari den Praktikumsplatz bei CNN, noch wurde sie an der US-Universität angenommen. In einer Stellungnahme zeigt sich Walters, die auch Moderatorin der US-Morgentalkshow "The View" ist, zerknirscht: "Im Rückblick ist mir klar geworden, dass das (die Kontaktaufnahme mit CNN und Richard Wald, Anm.) ein Problem geschaffen hat, und ich bedaure das." (red, derStandard.at, 6.6.2012)