Im U-Ausschuss geht es in der Causa Tetron langsam ans Eingemachte. Zieht man Minuspunkte für Eskapaden einiger Mandatare im Sinne der Selbstinszenierung ab, bleibt immer noch ein Erkenntnisgewinn - und zwar wegen der Einblicke in den schwarzen Selbstbedienungsladen im Innenministerium. Das mag zwar keine allzu große Überraschung sein, sind Umfärbungen und Ungereimtheiten seit Amtsantritt von Ernst Strasser doch kaum zu überbieten. Doch die entscheidende Frage lautet: Wurden jemals die Konsequenzen daraus gezogen?

Zumindest in Bezug auf Tetron lautet die klare Antwort: nein. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch Strassers Nachfolger versuchten, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Liese Prokop warf dem hinausgeschmissenen ersten Auftragnehmer Mastertalk 30 Millionen Euro hinterher. Viel Geld dafür, dass der Anbieter angeblich nur gepfuscht hat. Maria Fekter und Johanna Mikl-Leitner deckten den windigen Zuschlag an Tetron und die seither aufgetretenen eklatanten Mängel zu und schossen still und leise viele Millionen nach. Die Republik verliert offenbar immer.

Die aktuelle Ministerin hat mit zögerlicher Aktenübermittlung an den Ausschuss nicht den Eindruck erweckt, rasend an Transparenz interessiert zu sein. Sollte Exkabinettschef Christoph Ulmer für seine Einvernahme noch mit Unterlagen aus dem Ressort versorgt worden sein, wäre das der vorläufige Höhepunkt in der Schwarzlicht-Affäre. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 6.6.2012)