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ORF-Motto Wadln für die Madln? Bitte verschont uns damit!

Foto: REUTERS/Thomas Bohlen

Treffen sich vier junge Frauen und sind sich fix einig, was sie wollen: Männer! Was tun? ORF einschalten.

Und zwar am kommenden Sonntag. Wer sich da was anderes erhofft als Sportler, die einem Ball hinterher laufen oder in F1-Autos eingepfercht sind, ist schief gewickelt. Keine Benedict Cumberbatch-Specials, keine Michael Fassbender-Reihe, keine Robert Pattinson-Hommage. Und dennoch: Enthusiasmierte Freundinnen, die diesem Sportevent entgegenhecheln. So gesehen im Teaser zum sportlichen Sonntagabend, an dem der ORF gleich auf beiden Hauptkanälen die erwartungsvolle Weiblichkeit mit Männern, ORF-Sport-Kommentatoren inklusive, und erwartungsgemäß vielen Werbeunterbrechungen zu verzücken wird wissen. Die vier Frauen im Teaser jedenfalls sind schon jetzt ganz geil auf das Programm. Die eine will "am liebsten zwei auf einmal", die nächste beruhigt: "Auf die Größe kommt es nicht an". 

Wer diesen Teaser noch nicht gesehen hat: Achtung, das ist ein echter Augenverdreher. Und Kopfschüttler, dem man die Hirnstarre der MacherInnen so richtig anmerkt. Als hätte man senile Affenmännchen damit beauftragt, ihre Vorstellungen, was Frauen denn so wollen, umzusetzen. Affenmännchen, die noch nie mit Menschenweibchen zu tun hatten. Affenmännchen, die irgendwie auch ein schlechtes Gewissen haben, dass sich in der nächsten Zeit alles um Sport dreht. Solche, die Frausein einfach so mit Null Interesse an Sport gleichsetzen.

Liebe Affenmännchen: Wenn frau sich geile Typen anschauen wollte, kann sie das auch anders haben. Dafür braucht es nun wirklich keinen ORF-Sport. Wenn frau sich Sport anschauen wollte, dann allerdings - neben der Möglichkeit, Übertragungen auf anderen Sender einzuschalten - schon. Muss man da auf eine unsägliche Stereotypenreiterei zurückgreifen? Und nebenbei die Sportler wie auch die Zuschauerinnen sexualisieren?

Nein, man muss nicht! Und man sollte es schon gar nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mit dieser Auslassung hat der ORF wieder einmal unter Beweis stellt, dass das O für Oberpeinlich, das R für Rückständig und das F für Fernab des Programmauftrags als öffentlich-rechtlicher Sender steht. (bto/dieStandard.at, 5.6.2012)