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Die rechtsextreme Partei NPD wirbt mit dem Slogan "Wehrt Euch" an Sachsen-Anhalts Landstraßen vor der Landtagswahl 2011.

Foto: REUTERS/Thomas Peter

Insel ist eine kleine deutsche Ortschaft in Sachsen-Anhalt mit rund 450 Bürgern. Zwei davon sind mehr als unerwünscht. Die beiden Männer sind verurteilte Sexualstraftäter. Im Juli 2011 zogen sie zu einem Bekannten nach Insel, um nach der jeweils fünfjährigen Haftstrafe einen Neuanfang zu machen.

Seither protestieren die Dorfbewohner regelmäßig. Dabei werden sie, teilweise ungewollt, von Anhängern der rechtsextremen Partei NPD unterstützt. 

Am Wochenende eskalierte eine Protestaktion, als Demonstranten und unter ihnen mehrere Rechtsextreme versuchten, das Grundstück der beiden Männer zu stürmen. Die Polizei konnte das verhindern und sagte daraufhin die wöchentliche Kundgebung am Montagabend vor dem Haus ab, wie der MDR berichtet.

Treibjagd gegen Sexualstraftäter

Nachdem sich die Vergangenheit der 54 und 64 Jahre alten Männer im Dorf herumgesprochen hatte, formierte sich unter der Bevölkerung der Widerstand.

Da sich aber immer mehr Rechtsextreme aus der Region unter die protestierenden Dorfbewohner mischten, wurde aus der dörflichen Angelegenheit eine "Treibjagd", die laut Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff gegen die Menschenrechte verstoße.

"Entlassene Straftäter stehen nicht außerhalb der Gesellschaft. Jeder Versuch, sie auszuschließen oder sogar aus unserer Mitte zu vertreiben, ist nicht hinnehmbar", zitierte Spiegel Online den Ministerpräsidenten.

Nirgendwo erwünscht

Der jüngere der beiden Männer hatte bereits einen zweiten Neuanfang in Chemnitz versucht. Der anonyme Umzug ist allerdings gescheitert. Auch die Chemnitzer Adresse war schon nach kurzer Zeit bekannt - mit der Folge, dass es dort ebenfalls zu Protesten seitens der NPD kam. Der Mann kehrte vor ein paar Tagen wieder nach Insel zurück.

Dorf im Dilemma

Doch selbst in Insel ist man nicht ausschließlich gegen eine Resozialisierung der Ex-Häftlinge im eigenen Ort. Ein Teil der Bevölkerung befürchtet sogar, dass die Neonazis die Anwohner durch die geschürte Angst instrumentalisieren und somit mehr Stimmen bekommen.

Selbst die Bürgerinitiative in Insel hat sich gegen eine Unterstützung aus der rechten Szene ausgesprochen. "Wir können es nicht verhindern, aber wir haben das Vertrauen, dass sich Leute in ihrem Protest nicht an die NPD hängen." (mvu, derStandard.at, 5.6.2012)