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Al-Kaida-Führer Abu Jahja al-Libi in einem Internet-Video.

Foto: APA/DAPD/Anonymous

Washington/Islamabad - Den USA ist bei einem Drohnenangriff in Pakistan der schwerste Schlag gegen Al-Kaida seit der Tötung von Osama bin Laden gelungen. Die US-Regierung bestätigte am Dienstag, dass der Topstratege des Netzwerks, Abu Yahya al-Libi, am Vortag bei dem Angriff im Nordwesten des Landes an der Grenze zu Afghanistan ums Leben gekommen sei.

Zuvor war, wie die "Washington Post" am Dienstag online unter Berufung auf amerikanische und pakistanische Regierungsbeamte berichtet, lange Zeit unklar, ob Al-Kaidas "Nummer zwei" bei dem Angriff tatsächlich verwundet oder getötet wurde.

Nach dem Angriff im Stammesgebiet Nord-Waziristan hatten pakistanische Geheimdienstmitarbeiter am Montagmorgen von mindestens 15 Toten berichtet. Aus Sicherheitskreisen hatte es geheißen, es gebe Berichte über Ausländer unter den Toten. Es war der dritte amerikanische Drohnenangriff innerhalb von drei Tagen.

Propaganda-Star

Libi, ehemaliges Mitglied der Islamisch-libyschen Kämpfergruppe (LIFG) mit abgeschlossenem Chemiestudium, war bis zu seiner Gefangennahme 2003 Al-Kaida-Kommandeur in Afghanistan. 2005 gelang ihm gemeinsam mit vier weiteren prominenten Al-Kaida-Mitgliedern die Flucht aus einem Gefängnis auf dem US-Luftwaffenstützpunkt bei Bagram. Zwei der damaligen Ausbrecher wurden getötet, ein weiterer geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Flucht wurde Libi zu einem der wichtigsten Propagandisten der Terrororganisation. Seit 2006 trat er in mehr Al-Kaida-Videos auf als irgendein anderes Mitglied der Gruppe. Der libysche Terrorist, der unter seinem Kampfnamen bekannt ist ("al-Libi" bedeutet "der Libyer"), ist Al-Kaida-Anhängern sowohl als Kommandant als auch als Prediger ein Vorbild.

Libi war schon öfter "tot"

Libi war in der Vergangenheit schon mehrfach fälschlicherweise totgesagt worden. Anfang 2008 hatten Medien berichtet, er sei bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan gestorben. Ende 2009 hatte es ebenfalls Berichte über seinen Tod bei einem solchen Angriff gegeben. Der Topterrorist hatte sich danach noch zum Aufstand in seiner Heimat Libyen geäußert. Unter anderem forderte er die bewaffneten Aufständischen auf, ihren Kampf gegen den damaligen Machthaber Muammar al-Gaddafi fortzusetzen.

Mehr Angriffe

Die USA verstärkten seit dem NATO-Gipfel zu Afghanistan im vergangenen Monat in Chicago ihre Angriffe mit unbemannten Drohnen im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Bereits am Sonntag wurden bei Luftangriffen in Süd-Waziristan fünf mutmaßliche Aufständische getötet, darunter ein Kommandant. Am Vortag berichteten pakistanische Sicherheitskräfte von mindestens drei Toten. Die Angriffe sind Teil einer schon länger anhaltenden Drohnenkampagne der Amerikaner, die zahlreiche Al-Kaida-Mitglieder das Leben gekostet hat. (APA/red, derStandard.at, 5.6.2012)