Bern - Der Schweizer Außenminister Didier Burkhalter hat am Montag den tunesischen Staatspräsidenten Moncef Marzouki kritisiert, der die Schweiz zur schnellen Rückgabe des blockierten Vermögens des Clans von Ex-Machthaber Zine El-Abidine Ben Ali gedrängt hatte. Er betrachte die Kritik des tunesischen Präsidenten als "unangemessen", sagte Burkhalter in der Fragestunde des Nationalrats in Bern. Marzouki hatte am 28. Mai in einem Interview mit dem Westschweizer Fernsehen geäußert: "Wenn man uns das Geld in 50 Jahren gibt, wie das mit dem Geld der Juden gemacht worden ist, ist es nicht mehr von Interesse".

Die 60 Millionen Franken, um die es dabei gehe, nannte Marzouki einen "lächerlichen" Betrag. Nicht nur Privatpersonen hätten Tunesien Geld gestohlen, sondern auch Unternehmen. Nach Marzoukis Schätzung liegt auf Schweizer Bankkonten tatsächlich zehnmal mehr veruntreutes Geld. Burkhalter betonte vor dem Parlament, der Bundesrat (Regierung) sei entschlossen, die Gelder so rasch wie möglich an Tunesien zurückzuerstatten. Eine sofortige Lösung sei aber nicht möglich. Es gelte, die rechtsstaatlichen Vorgaben einzuhalten. Das Kernelement für eine rasche Lösung sei die Schaffung einer engen Partnerschaft, welche die Rechtshilfe umfasse, meinte der Außenminister. (APA, 4.6.2012)