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Stefan Wehinger verfehlte Umsatzziele.

Foto: APA/Techt

Wien - Die Westbahn ist noch nicht in den Zielbahnhof eingefahren, für Stefan Wehinger ist die Reise dennoch zu Ende. Ende Juni wird er den ÖBB-Konkurrenten verlassen, den er mit Hans-Peter Haselsteiner als Financier aufgebaut hat. Auch seine knapp 26 Prozent ausmachende Beteiligung an der Westbahn wird Wehinger abstoßen. Insider rechnen damit, dass neben der Haselsteiner-Stiftung die französischen Staatsbahnen SNCF und die Augusta Holding Schweizer Investoren den Anteil aufgreifen werden.

Obwohl die Partner mit dem im Dezember erfolgten Markteintritt auf der Strecke Wien- Salzburg grosso modo zufrieden sein sollen, sei es in letzter Zeit häufig zu Diskrepanzen mit Wehinger gekommen. Vor allem dessen harte Gangart gegenüber der ÖBB, häufig vor Gericht ausgetragen, soll von Haselsteiner nicht goutiert worden sein.

Zu aggressiv

Wehinger sei "zu aggressiv" unterwegs gewesen, ist aus dem Aufsichtsrat der Westbahn-Mutter Rail Holding zu hören. Zudem soll der Baulöwe Schwierigkeiten damit gehabt haben, dass sich Wehinger als Koaktionär und somit als gleichwertiger Partner gesehen habe. HPH, wie Haselsteiner intern genannt wird, habe dabei gern auf die von ihm bereitgestellte Finanzkraft verwiesen.

Mit der ÖBB hat Wehinger tatsächlich einige Sträuße ausgefochten. So wurden die Staatsbahn vom privaten Kontrahenten wegen angeblicher Dumpingpreise geklagt. Die seien schließlich auch die Ursache dafür, dass die Umsätze bisher 20 Prozent unter Plan, die Passagierzahlen hingegen über Budget lägen, wie es aus dem Unternehmen heißt.

Expandiert ist die Gruppe zuletzt im Busbereich, in dem man ein Gemeinschaftsunternehmen mit Blaguss betreibt. Nach Strecken innerhalb Österreichs wurden kürzlich Linien von Wien nach Prag, Bratislava, Budapest und Zagreb angekündigt.

Ein Sprecher der Westbahn weiß übrigens nach eigenen Angaben nichts vom nahenden Abgang seines Chefs. Auch über eine kolportierte Eigenkapitalspritze sei ihm nichts bekannt. (as, DER STANDARD, 5.6.2012)