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Zentral geprüft hält besser? Darüber herrscht Uneinigkeit.

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Schmied und Amon bei der Pressekonferenz zur Verschiebung der Zentralmatura - siehe Photoblog von Matthias Cremer >>>

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Angesichts monatelanger Kritik an den Vorbereitungen zur Zentralmatura hat Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) den Start der standardisierten Reifeprüfung um ein Jahr verschoben. An den AHS sollen die Klausuren in den Fächern Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen erst ab 2015 einheitlich abgehalten werden, an den BHS ab 2016.

Schüler sind zufrieden

Positiv bewertet wurde der Aufschub von den Schulpartnern. Von einer "zielführenden Entscheidung" sprach der Vorsitzende der Elternvereine an den mittleren und höheren Schulen, Theodor Saverschel. Conny Kolmann, Chefin der ÖVP-nahen Schülerunion, wertete die Entscheidung als "Erfolg für alle Schülervertreter und Schüler, die dafür gekämpft haben". Und der Leiter der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin, erklärte: "Durch das eine Jahr ist das Problem nicht gelöst. Aber es ist notwendig, um die Probleme zu lösen." Begrüßt wurde das Verschieben der Zentralmatura auch von FPÖ und BZÖ.

Mahnende Stimmen

Die Grünen hingegen verlangen Schmieds Rücktritt. Und die Innsbrucker Bildungsexpertin Ilse Schrittesser mahnt im STANDARD-Interview: "Man muss sehr genau darauf achten, dass dieses Unternehmen nicht im Sand verläuft." Denn die Zentralmatura sei für das Schulsystem ein wichtiger Entwicklungssprung.

In den allgemeinen Jubel über die Verschiebung der Zentralmatura mischt sich eine warnende Stimme: jene der Wirtschaftskammer. Michael Landertshammer, Leiter der Abteilung für Bildungspolitik: "Uns geht es um die Qualitätssicherung von Bildungsabschlüssen, und je eher wir damit Ernst machen, umso glaubwürdiger sind Bestrebungen, die Gültigkeit und Verlässlichkeit auf akzeptable Standards zu bringen."

Die WKO hat die Erfahrung gemacht, dass der Pflichtschulabschluss vor allem in Ballungszentren "praktisch jeden Wert im Hinblick auf die Chance auf einen Lehrvertrag oder für den zu erwartenden Erfolg an weiterführenden Schulen eingebüßt hat".

Eine ähnliche Abwertung drohe der Matura, wenn sie nicht, wie vorgesehen, zentralisiert werde. Sonst werde sie zur "Mogelpackung".

Grüne: "Schmied soll Feld räumen"

Auch die Grünen sind über die Verschiebung nicht glücklich: Der grüne Bildungssprecher Harald Walser, der die Einführung der Zentralmatura sogar mit einer eigenen Website unterstützt hatte, spricht von einer "fatalen Fehlentscheidung" Schmieds: "Sie sollte die Konsequenzen ziehen und das Feld räumen."

Die beiden anderen Oppositionsparteien FPÖ und BZÖ halten die Verschiebung dagegen für sinnvoll und für einen "Sieg der Vernunft".

Diese positive Einschätzung prägte am Montag die Mehrheit der Stellungnahmen: "Eine absolut zielführende Entscheidung" sieht der Vorsitzende des Bundesverbands der Elternvereine, Theodor Saverschel. Auch AHS-Lehrergewerkschafter Quin (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) sieht noch viel Vorbereitungsarbeit. Der neue Zeitplan sei dann einhaltbar, wenn es "die notwendigen Festlegungen gibt", etwa Präzisierungen zur Leistungsbeurteilung.

In der SPÖ wird jedenfalls die ÖVP-Bildungspolitik dafür verantwortlich gemacht, dass sich das Land in "Geiselhaft" befinde: "Das österreichische Bildungssystem ist dringend reformbedürftig. Mit jeder weiteren Verzögerung von Reformen verspielen wir Zukunftschancen und verlieren zusehends im Wettbewerb mit anderen Ländern." Es sei "notwendig, dass alte bildungspolitische Zöpfe aus der grauen Vorzeit endlich abgeschnitten werden", sagte der niederösterreichische SPÖ-Klubobmann Günther Leichtfried. (cs, DER STANDARD, 5.6.2012)