Wer ist hier der Passwort-König?

Seit Jahren leben wir mit dem Klischee von Erwachsenen, die sich die wundersame Welt von Computern und Telekommunikation von ihren Kindern im Teenageralter (oder womöglich noch jüngeren ...) erklären lassen müssen. Stimmt nicht in allen Belangen, wie die Studie eines Wissenschafters der Universität Cambridge zeigte: Er fand bei einer - den Persönlichkeitsschutz einhaltenden - Analyse von 70 Millionen Yahoo!-Konten heraus, dass ältere User den jüngeren in Sachen Passwortschutz deutlich voraus sind. Die Passwörter von Menschen über 55 seien doppelt so schwer zu knacken wie die von Unter-25-Jährigen.

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New Scientist: "Over-55s pick passwords twice as secure as teenagers'"

Foto: Cremer

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Die Spinnen kommen

Mit etwas zeitlicher Verzögerung haben sich Berichte aus Indien zu einer regionalen Hysterie hochgeschaukelt. Der Anlass: Im Mai sollen "Schwärme" giftiger Vogelspinnen Bewohner der kleinen Gemeinde Sadiya im Bundesstaat Assam angegriffen haben. In der Folge suchten zahlreiche Menschen mit angeblichen Spinnenbissen das Spital auf, ein Teenager und ein Mann in mittleren Jahren starben. Aufgrund der Berichte über "Kolonien riesiger angriffslustiger Spinnen" reisten Forscher in die Region, um zu überprüfen, ob es sich um eine bislang nicht bekannte Spezies handelt. -->

Foto: AP/dapd

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... oder doch nicht?

Diverse Exemplare wurden eingesammelt, vorerst konnten jedoch keine Besonderheiten festgestellt werden. Dafür erwies sich die Mehrzahl der Verletzungen, die angeblich von Spinnenangriffen herrührten, als anderweitig verursacht. Nur bei zwei Menschen wurden tatsächlich Spinnenbisse festgestellt - wenn auch solche von gewöhnlicher Art. Das ältere Opfer wurde den Forschern zufolge von einer Schlange gebissen und zudem nicht rechtzeitig ins Spital gebracht, sondern von traditionellen Heilern mit Rasierklingen behandelt. Bei dem Teenager seien gar keine Bisspuren festgestellt worden. Die Berichte über angreifende Spinnenschwärme schreiben die Forscher hauptsächlich der Panik zu, die ein möglicher echter Einzelfall ausgelöst hat. Dennoch werden die eingesammelten Tiere eingehend untersucht, ob sich unter ihnen tatsächlich Angehörige einer bislang unbekannten und potenziell gefährlichen Spezies befinden.

Foto: AP/dapd

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Aufgepäppelt

So, nach den vorangegangenen Bildern können wir alle einen kleinen Niedlichkeitsschub vertragen. Und da sind diese beiden Fennek-Welpen nicht so schnell zu übertreffen. Geboren wurden sie im Zoo der polnischen Stadt Łódź. Da ihre Mutter sich nicht um sie kümmern wollte, werden sie mit der Flasche aufgezogen. Fenneks (Vulpes zerda) sind kleinwüchsige Verwandte unseres Fuchses und leben in den Wüsten Nordafrikas. Und obwohl Jagd auf sie gemacht wird, seit es Menschen gibt, ist die Spezies nicht gefährdet.

Foto: APA/EPA/Grzegorz Michalowski

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Der Nächste bitte

Die NASA setzt darauf, sich in Zukunft hauptsächlich der Erforschung des Sonnensystems widmen zu können und die "Routineaufgaben" - wie den Pendelverkehr zur ISS - nach Möglichkeit privaten Anbietern zu überlassen. Das unbemannte Raumfahrzeug "Dragon" des Unternehmens SpaceX ist bereits zur Raumstation geflogen, weitere Konzepte sind in verschiedenen Stadien der Vollendung. Hier im Bild die "X-37" des Luftfahrtkonzerns Boeing, ein wiederverwendbares und ebenfalls unbemanntes Raumfahrzeug. Zwei Exemplare sind bereits zum Einsatz gekommen. Das erste landete 2010 nach sieben Monaten im Orbit, das zweite ist bereits seit März 2011 im All und soll Ende Juni zur Erde zurückkehren.

Foto: REUTERS/NASA/Marshall Space Flight Center

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Weltlicher Islam

Seit 1985 gehört ein in Jordanien gelegenes Bauwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe, dessen Innenausstattung dazu angetan ist, einige Vorstellungen über den frühen Islam noch einmal zu überdenken. Immerhin zeigt das Wüstenschloss Qusair 'Amra aus dem achten Jahrhundert erotische Darstellungen nackter Frauen und Szenen von Alkoholgenuss. In Auftrag gegeben wurde das Schloss vermutlich vom Umayyaden-Kalif Al-Walid I., dem zunächst seine Brüder und schließlich sein gleichnamiger Neffe auf den Thron folgten. Ob einer der Umayyaden auch die freizügigen Fresken bestellt hatte, war in Jordanien durchaus umstritten. Eine jüngst freigelegte Inschrift, die sich auf den Neffen beziehen dürfte, könnte dies laut Archäologen nun bestätigen. Immerhin lautet sie: "Oh Gott, mache Walid ibn Jasid tugendhaft."

Foto: APA/dpa

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R.I.P., Ray Bradbury

Mit Ray Bradbury hat die Science Fiction einen ihrer bekanntesten – und auch weit über das Genre hinaus anerkannten – Schriftsteller verloren. Der Autor von "Fahrenheit 451", "Die Mars-Chroniken" und "Das Böse kommt auf leisen Sohlen" starb in der vergangenen Woche im Alter von 91 Jahren in Los Angeles. Bradbury glänzte vor allem in seinen zahlreichen Kurzgeschichten mit seiner sprachlichen Virtuosität, die mit dazu beitrug, das Genre erwachsen zu machen. Inhaltlich zeigte er sich immer wieder als konsequenter Kritiker eines technikbezogenen Fortschrittsglaubens. So wie "der Mann mit dem Rorschach-Hemd" in der gleichnamigen Kurzgeschichte seine Tage der Aufgabe widmet, die Menschen zum Lachen zu bringen, war aber auch der ernste Kulturkritiker Bradbury zwischendurch für einen Spaß zu haben ... und setzte zum 50. Geburtstag von Disneyland goldene Mausohren auf. Autorenkollege Bruce Sterling schrieb: "Der letzte Titan einer Ära, als SF-Fantum ein Lebensstil war, ist tot."

Nachruf

Foto: REUTERS/Fred Prouser

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Green Lantern triumphiert über homophobe "Mütter"

Szenen eines anhaltenden Kulturkampfs in den USA. Neben Evolutionstheorie und Abtreibungsrechten ist Homosexualität das dritte große Thema, auf das sich fundamentalistische Christenorganisationen einschießen. Diesen Monat setzten die beiden führenden Verlage für Superhelden-Comics, DC und Marvel, ein Zeichen: Beim einen heiratet der schwule X-Man "Northstar" seinen Partner, beim anderen fand ein altgedienter Superheld – "Green Lantern" – zu einem späten Coming-out. Woraufhin die euphemistisch "One Million Moms" benannte Website der christlichen American Family Association via Facebook zum Boykott aufrief. Womit sie nicht gerechnet hatten, war die Gegenkampagne: Es hagelte so viele Kommentare, die begeisterte Zustimmung für die Comics ausdrückten, dass die "Moms" mit dem Löschen nicht mehr nachkamen, daraufhin erst den Eintrag vom Netz nahmen und schließlich ihren gesamten Facebook-Auftritt vorübergehend stilllegten. Angeblich weil alle auf Kinderbibelwoche wären ... ein Kommentator merkte sardonisch an, dass sich unter "einer Million Mütter" doch zumindest eine hätte finden lassen müssen, die sich währenddessen um Facebook kümmert.

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Robot6: "One Million Moms drops off Facebook after Green Lantern post backfires"

Foto: DC Entertainment/AP/dapd

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Hastig versteckt, spät wiedergefunden

In den Jahren 132 bis 135 unserer Zeitrechnung lehnte sich die Bevölkerung der Provinz Judäas gegen die römische Oberherrschaft auf - der letztlich niedergeschlagene Bar-Kochba-Aufstand sollte die jüdische Diaspora auslösen. Israelische Archäologen glauben, dass ein jüngst nahe der Stadt Kirjat Gat gemachter Fund aus dieser turbulenten Periode stammt. Er umfasst vier Goldmünzen mit den Portraits der römischen Kaiser Nero, Nerva und Trajan, zahlreiche Silbermünzen sowie Schmuckstücke und Kosmetikzubehör. Vermutlich hat hier eine reiche Römerin ihre Sachen während des Aufstands versteckt - sie wieder zurückzuholen blieb ihr jedoch versagt.

Foto: APA/EPA/JIM HOLLANDER

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Spritzig

In der vergangenen Woche stand eher das innere Sonnensystem im Fokus, schöne Bilder kamen aber auch aus dem äußeren. Wie dieses von der "Cassini"-Sonde der NASA. Es zeigt den kryovulkanisch aktiven Saturnmond Enceladus, von dessen Oberfläche immer wieder Geysire Material ins All schleudern. Zuletzt beschäftigten sich Astronomen mit der Möglichkeit, dass die ausgestoßene Mischung aus Eispartikeln und Dampf zu sogenanntem komplexem bzw. "staubigem" Plasma wird - also Plasma, das auch größere Teilchen (eben "Staub") enthält, die elektrisch aufgeladen sind. Enceladus würde damit eine Möglichkeit bieten, die Natur von Plasma näher zu studieren.

Foto: REUTERS/NASA/JPL/Space Science Institute/Handout

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Plutos Konkurrenten

Noch weiter draußen - jenseits der Neptun-Bahn - liegt der Kuiper-Gürtel mit zehntausenden Objekten von teils beachtlicher Größe. Einige davon sind so groß, dass sie letztlich Pluto seinen Status als Planet gekostet haben, weil Astronomen die neue Kategorie "Zwergplanet" einführen mussten, um all der Neuentdeckungen Herr zu werden. Drei WissenschafterInnen, die an der Erforschung des Kuipergürtels maßgeblich beteiligt waren, sind nun mit dem renommierten Kavli-Preis ausgezeichnet worden: David Jewitt von der University of California, Jane Luu vom MIT Lincoln Laboratory und Michael Brown vom California Institute of Technology.

Foto: NASA/AP/dapd

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Man lebt nur zweimal ...

Wie schon öfter an dieser Stelle angemerkt, schicken Text- und Bildagenturen ihr Material leider nicht immer symchron aus. Hier also nachgeliefert das Foto von einer archäologischen Ausgrabung an der bulgarischen Schwarzmeerküste. In den Fundamenten einer spätmittelalterlichen Kirche wurden Skelette gefunden, durch die Eisenstangen gerammt worden waren – offenbar aus der abergläubischen Furcht, dass die Beerdigten wieder auferstehen könnten.

Weiterlesen: "Zwei 'Vampir-Gräber' in Bulgarien gefunden"

Foto: AP/dapd

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Nicht alltäglich

Zu posthumer Berühmtheit hat es in der vergangenen Woche Kater Orville gebracht. Nachdem er von einem Auto überfahren worden war, ließ ihn sein Besitzer, der niederländische Künstler Bart Jansen, ausstopfen und zum Quadcopter "umbauen". Die öffentliche Präsentation erfolgte auf einem Kulturfestival in Amsterdam – im Internet zog der "Orvillecopter" allerdings noch wesentlich weitere Kreise.

Foto: REUTERS/Cris Toala Olivares

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Alte Dame

Zwischenstand bei den "Tier-Orakeln" anlässlich der Fußball-EM: Die geradezu epidemische Vermehrung von (Zoo-)Tieren, die zur Vorhersage von Matchergebnissen herangezogen werden, dürfte langsam abflauen. Kuh Yvonne (die berühmte Fluchtkünstlerin von 2011), der thailändische Seehund Tik und die polnische Kuh Citta sind bereits am ersten Spieltag aus dem Rennen, weil sie sich "vertippt" haben. Gönnen wir daher lieber einer anderen Elefantin ein bisschen PR-Rummel: Sara (hier im Bild), die im Zoo von Rostock lebt, ist vergangene Woche 50 geworden und damit der älteste Afrikanische Elefant Europas.

Foto: APA/EPA/BERND WUESTNECK

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Hinter dem Schleier

Etwa 12 Millionen Lichtjahre von uns entfernt befindet sich die elliptische Galaxie Centaurus A, die dritthellste Radioquelle am Himmel. Neue Bilder, die mit Hilfe des "Atacama Large Millimeter/submillimeter Array" (ALMA) gelangen, zeigen ein bisschen mehr vom Innenleben der Galaxie. Und das ist durchaus spannend, immerhin beherbergt Centaurus A, die ihre imposante heutige Erscheinung vermutlich dem Umstand verdankt, dass sie aus der Kollision einer elliptischen und einer Spiralgalaxie hervorgegangen ist, ein gigantisches Schwarzes Loch mit der hundertmillionenfachen Masse unserer Sonne. Mit ALMAs Hilfe konnten Astronomen endlich auch hinter das charakteristische Staubband der Galaxie linsen, das den Blick aufs Zentrum im sichtbaren Licht verdeckt.

Foto: APA/EPA/ESO/ALMA

Auf dem Weg zur Selbstreinigung

So wichtig Wasser auch ist - da, wo es nicht erwünscht ist, sorgt es für Probleme und soll möglichst wirksam abgestoßen werden. Forscher am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Freiburg haben eine Simulationssoftware entwickelt, die einer komplexen Gemengelage gerecht werden muss. Ob Wasser wie von einem Lotosblatt abfließt oder in Form lästiger Tropfen hängenbleibt, hängt von vielen Faktoren ab - von Oberflächenstruktur und Krümmung der Unterlage ebenso wie von Stoffen, die im Wasser gelöst sind. Die Software analysiert, was innerhalb eines Tropfens passiert - wie also die einzelnen Wassermoleküle miteinander wechselwirken, wie ein Tropfen von der Oberfläche angezogen wird und sich gegenüber der Luft abgrenzt.

Foto: Fraunhofer IWM

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"Dududu" auf Gorillisch

Wie wir dürften auch Gorillas auf eine vereinfachte Form der Kommunikation zurückgreifen, wenn sie sich an die Jüngsten wenden - kurz: Sie benutzen Babysprache. Zwei Forscherinnen der Freien Universität Berlin beobachteten bei in Gefangenschaft lebenden Flachlandgorillas, dass diese gegenüber Kindern andere Gesten verwendeten als gegenüber erwachsenen Artgenossen - etwa wenn es um den Aufruf zum gemeinsamen Spielen ging. Außerdem - auch das ein Indiz - wiederholten sie den Kindern gegenüber die Gesten öfter.

 

Foto: Reuters/San Diego Zoo

Schmetterling im Schwan

Trotz ihres Namens haben planetarische Nebel nichts mit Planeten zu tun, sondern sind in Wahrheit die abgestoßene Gas- und Plasmahülle eines sterbenden Sterns, ein kurzlebiges Phänomen. Ein Bild des etwa 6.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild des Schwans gelegenen planetarischen Nebels NGC 7026 hat das Hubble-Teleskop mit Hilfe der "Wide Field and Planetary Camera" gemacht. Die Aufnahme des vage schmetterlingsförmigen Objekts schlummerte in den Archiven des Hubble-Projekts und wurde nun über den Wettbewerb "Hidden Treasures" erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Foto: ESA/NASA

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Bienenhaus eröffnet

In der Nähe des Wolfsgeheges bietet der Tiergarten Schönbrunn seit vergangener Woche einen neuen Blick auf ein Tier, das in der Öffentlichkeit - im Gegensatz zu den Wölfen - kein Imageproblem hat, das aber seit Jahren Anlass zur Sorge gibt: Stichwort Bienensterben. Grund genug für verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. Der neue Bienen-Erlebnisbereich ermöglicht es Besuchern, in überdimensionalen begehbaren Waben das Kolonieleben dreier Stöcke aus nächster Nähe zu beobachten. "Mit diesem neuen Bienen-Erlebnisbereich möchten wir veranschaulichen, wie wichtig Bienen für das Bestäuben von Blüten sind. Ohne Bienen gäbe es kaum noch Früchte", weist Tiergartendirektorin Dagmar Schratter auf den durchaus ernsten Hintergrund hin.

Foto: APA/DANIEL ZUPANC

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Auf Wiedersehen bis 2117

D-A-S wissenschaftsbezogene Thema mit Öffentlichkeitswirkung schlechthin war in der vergangenen Woche natürlich der Venustransit. Alle diejenigen, die es sich aufgrund des hierzulande reichlich frühen Zeitpunkts dann doch nicht antun wollten, hatten jetzt Zeit genug, sich deswegen in den Hintern zu beißen: Sie haben was verpasst!

(red, derStandard.at, 10.6.2012)

Foto: Aijaz Rahi/AP/dapd