Das war wieder einmal ein Wochenende, an dem die Bevölkerung die Motorradfahrer tief ins Herz geschlossen hat. Rund um Graz schlug der Zuneigungsseismopgraph gleich über die Skala hinaus. In Unterpremstätten klopfen sich die hellen Enkel selber auf die Schulter und sich mit der Bevölkerung.

Foto: Guido Gluschitsch

Ein paar Gassen weiter starten die Mogo-Biker zu ihrer jährlichen Ausfahrt. Mogo kennen Sie nicht? Das steht für MOtorradGOttestdienst - bei dem auch für einen "karitativen Zweck gesammelt" wird. Da trieb sich ein Konvoi aus Cruisern von Seiersberg bis ins Stift Seckau, wo dann die Bankreihen mit Vanucci-Ledern, Freedom-Biker-Kutten und Warnwesten mit Patches gesäumt waren.

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Besser hätte man die Mogo-Ausfahrt gar nicht anlegen können. Da haben die restlichen Kirchengeher sicher eine Freude, wenn sie erst in der steirischen Spatzenpost von den Kutteln beim Schwarzlsee lesen und dann, wenn sie ein Kerzerl anzünden wollen, wieder nur Leder und Maschinen sehen.

Foto: Guido Gluschitsch

Koffer weg und aufgesessen

Ich habe meine angedachte Tour ins Steirische jedenfalls augenblicklich abgeblasen, die Koffer von der F 800 R montiert und das Zahnbürstel wieder in seinen Becher gestellt. Dabei habe ich mich schon so auf die Bayrische Nackte gefreut. Stammleser erinnern sich vielleicht noch, dass wir die F 800 R schon zweimal fahren durften. Dabei hatte ich aber beide Male das Pech, die abgepolsterte Version auszufassen - mit einer Körpergröße von 190 Zentimeter. Heuer hat BMW die F 800 R in ein paar Details modifiziert - Grund genug, sie wieder unter die Lupe zu nehmen und sie endlich einmal zu fahren, ohne dass ich auf der Geraden im Double-Knee-Slide durch die Straßen kratze.

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Herrlich ist das, sag ich Ihnen, aufrecht sitzend, sich nicht mit den Knien die Ohren zuhaltend mit der R zu fahren. Dabei habe ich wirklich Glück gehabt, denn BMW ist mit den Testmotorrädern supergenau, die Motorräder sind perfekt gewartet und haben jeden Schnickschnack, den man für Geld bekommen kann, wie Koffer, Heizgriffe oder Miniblinker, um alles auch testen zu können. Da ist die Gefahr natürlich groß, dass auch das niedrigere Sitzbankerl darauf ist. Und genial ist die Idee ja, schon ab Werk drei Sitzhöhen anzubieten: 775 Millimeter, 800 Millimeter und 825 Millimeter.

Foto: Guido Gluschitsch

Kräftiger Parallel-Twin

Die Sitzposition war also neu und überraschend angenehm. Der Motor ist bekannt. Ebenso das Fahrwerk und die Brembo-Bremsen. Daran gibt es auch immer noch nichts herumzuraunzen. Man muss den Parallel-Twin halt mögen, der 87 PS leistet und ein Drehmoment von 86 Newtonmeter hat. Gründe dafür gibt es viele. Zum einen läuft er recht rund, er klingt kernig und schiebt von unten heraus sauber an.

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Was den guten Ton betrifft, schadet ein Nachrüst-Topf sicher nicht. Erstens hebt er den Sound, zweitens stört es optisch gar nicht, wenn man den Kamin gegen etwas Dezenteres oder Sportlicheres tauscht. Denn die Änderungen, die BMW der überarbeiteten F 800 R zu Teil werden hat lassen, betreffen alle das Aussehen.

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Farbe, Farbe, Farbe

Die Seitenverkleidungen vorne wurden überarbeitet und strahlen nun in der gleichen Farbe wie das Motorrad. Auch der vordere Koderer hat 2012 Farbe abbekommen, genauso wie das Windschild Sport, das nun serienmäßig auf der F 800 R montiert ist. Das hintere Federbein hat BMW rot lackiert, dafür haben die Blinker Farbe lassen dürfen und und sind nun serienmäßig weiß.

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Neue Farben gibt es auch bei der Lackierung. Alpinweiß und seidenglänzendes Schwarz wurden da kombiniert, oder Magmarot uni und Weißaluminium metallic matt. Schaut beides recht scharf aus. Ach ja und dann gibt es noch ein Mineralsilber metallic. Keine besonders sexy Farbe, sondern eher ein bisserl altfadrisch.

Foto: Guido Gluschitsch

Während Sie jetzt darüber lachen dürfen, dass ich genau diese Farbe ausgefasst habe, bleibe ich gelassen. Denn aus der geplanten Tour ins Steirische wurde ja eh nichts, und ich gondelte gelassen auf den Hausstrecken spazieren. Recht unscheinbar, dafür mit beiden Knien am Tank statt am Helm und sehr angetan, von der besten Naked mit einem Hubraum unter einem Liter.

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BMW F 800 R

Motor: 2 Zylinder-4-Takt-Motor, 8 Ventile
Hubraum: 798 ccm; Leistung: 64 kW (87 PS) bei 8.000 U/min
Drehmoment: 86 Nm bei 6.000 U/min; Kraftübertragung: Kette
Radaufhängung vorne: 43 mm Teleskop-Gabel
Radaufhängung hinten: Schwinge mit Zentralfederbein
Bremse vorne: Doppel-Scheibenbremse, Ø 320 mm, 4-Kolben, ABS
Bremse hinten: Scheibenbremse, Ø 265 mm, 1-Kolben, ABS
Reifen vorne: 120/70 ZR 17; Reifen hinten: 180/55 ZR 17
Sitzhöhe: 800 mm (Sonderausstattung 775 oder 825 Millimeter)
Gewicht fahrfertig: 199 kg; Preis: ab 9.350 Euro

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