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Der Sitz der IOR in Rom.

Foto: AP/Stinellis

Mailand - Die katholischen Kardinäle haben die Absetzung von Vatikanbank-Chef Ettore Gotti Tedeschi bestätigt. Der zuständige Ausschuss der Kardinäle nahm die Entscheidung des Aufsichtsrats der Bank "zur Kenntnis", wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag in Mailand bekanntgab. Dies sei gleichbedeutend mit einer Bestätigung, betonte Lombardi nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Der Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR hatte vor gut einer Woche Gotti Tedeschi das Misstrauen ausgesprochen. Daraufhin hatte der Bankchef seinen Rücktritt erklärt. Die für die Beaufsichtigung der Bank zuständige Kommission der Kardinäle unter dem Vorsitz von Vatikan-Staatssekretär Tarcisio Bertone ließ sich mit der Bestätigung der Ablösung des IOR-Chefs jedoch mehr Zeit als erwartet.

"Völlig einig"

Dies löste in der italienischen Presse Spekulationen aus, die Kardinäle könnten sich nicht einig sein. Die Zeitung "Corriere della Sera" berichtete, zwei Mitglieder der Kommission seien gegen die Ablösung von Gotti Tedeschi. Der Vatikansprecher dementierte diese Berichte. Die Kardinäle seien sich völlig einig gewesen, sagte Lombardi. Die Kommission habe "aus Gründen der Höflichkeit" mit Gotti Tedeschi Kontakt aufgenommen und ihm obendrein schriftlich mitgeteilt, dass der bisherige IOR-Vizepräsident, der deutsche Bankier Ronaldo Hermann Schmitz, das Geldinstitut nun als Interimspräsident leiten werde.

Der Aufsichtsrat der Vatikanbank hatte sein Misstrauensvotum damit begründet, dass Gotti Tedeschi trotz wiederholter Mahnungen "bestimmte Aufgaben von vordringlicher Wichtigkeit" nicht erfüllt habe. In italienischen Medien wurde allerdings auch darüber spekuliert, dass die Absetzung mit dem "Vatileaks"-Skandal um den Diebstahl vertraulicher Informationen im Vatikan zu tun gehabt haben könnte.

Gotti Tedeschi, der vorher unter anderem bei der spanischen Santander-Bank für das Italien-Geschäft zuständig gewesen war, hatte 2009 sein Amt als Chef der Vatikanbank angetreten. Er sollte das Geldhaus erneuern und für mehr Transparenz sorgen. Die Bank war in der Vergangenheit wegen ihrer Finanzgebaren wiederholt in die Kritik geraten, unter anderem wegen des Vorwurfs der Geldwäsche. Der Vatikan hat aber jede Verwicklung der Bankleitung in dunkle Machenschaften bestritten. (APA, 2.6.2012)