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Die Geschichte im Hintergrund, den Zeitgeist vor Augen: William präsentiert sich als Darling der Schwiegermütter.

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Der Jungprinz beugt das Knie. Er schaut demütig zu Boden, während ihm Elizabeth II eine Krone aufs Haupt setzt. Nicht die Krone, aber doch den Kopfschmuck des Prince of Wales. Die Zeremonie auf der walisischen Burg Caernarfon gibt das Signal, dass der Thronfolger erwachsen ist.

So widerfuhr es Charles, als er 1969 auf seinen 21. Geburtstag zusteuerte - Samstag wird sein ältester Sohn William 21, doch auf die Investitur muss er noch warten. "Es gibt bereits einen Prinzen von Wales, der Titel ist zurzeit nicht frei", verlautet aus dem Londoner Palast St. James's.

Warteschleife

Genau dort liegt Williams Problem. Auch er hängt in der Warteschleife. Wird er jemals Monarch?

Angenommen, seine Großmutter Elizabeth wird wie die unverwüstliche Queen Mum 101 Jahre alt: Dann steigt Vater Charles erst als 79-Jähriger auf den Thron. Und falls der Mann mit den markanten Ohren das Methusalem-Gen geerbt hat, ist "Wills" grau, bis er das Zepter schwingen darf.

Viele sähen ihn gern früher an der Spitze des Staates

Dabei sähen ihn viele gern früher an der Spitze des Staates. 48 Prozent der Briten möchten, dass Charles auf seinen Anspruch verzichtet und stattdessen seinen Erstgeborenen ans Ruder lässt.

Warum? Weil der blonde Jüngling seiner Mutter Diana so verblüffend ähnlich sieht, weil Lady Di auch sechs Jahre nach ihrem Tod noch eine Ikone des Volkes ist. Selbst wenn Großbritannien zur Republik würde, hätte William noch gute Karten. Fast ein Fünftel seiner Landsleute hält ihn für den besten Präsidenten. Damit liegt er nur knapp hinter Tony Blair und Virgin-Boss Richard Branson.

Symbolische Ehren

So gibt es symbolische Ehren: Die Royal Mail druckte neue Briefmarken, die Königliche Münze prägt ein Fünf-Pfund-Geldstück.

Herzdame

Die Briten aber fragen sich: Wer, zum Teufel, ist Jessica Craig? Die "Sun" macht die Tochter eines Grundbesitzers aus Kenia zur Herzensdame des Prinzen. Wills lernt Suaheli, Motto der Geburtstagsparty ist "Jenseits von Afrika". Aus dem Palast verlautet: "Es gibt keine Romanze, außerdem ist das Privatleben des Prinzen privat."

Black Jack

Wills, noch immer geschockt von der Fotografenjagd auf Mutter Diana, trickst die Pressemeute aber ohnehin aus. Als er in Oxfordshire an einem Polo-Turnier teilnahm, durfte sein Name nicht vorab im Programmheft erscheinen. Der Prinz spielte inkognito - Pseudonym: Black Jack. (Frank Herrmann, London/DER STANDARD, Printausgabe, 21/22.6.2003)