Zur Abdeckung des Strombedarfs in Südösterreich (primär in der Steiermark) sei der Lückenschluss des 380-Kilovolt-Rings zwischen Südburgenland und dem Großraum Graz nämlich nicht erforderlich. Dies belege eine von Hornbacher Consulting erstellt Studie; der Starkstromtechniker Hornbacher war Mitarbeiter der grünen Abgeordneten Monika Langthaler und Klimaexperte von Greenpeace. Ergebnis der Studie: Die bestehenden Kapazitätsengpässe im Leitungsnetz seien durch eine Optimierung des Kraftwerkseinsatzes, die vertraglich mögliche Unterbrechung der Belieferung von Industriekunden sowie durch neue Ökostromanlagen in den Griff zu bekommen. Weiters müsse der zum Füllen der Speicherkraftwerke nötige Pumpstrom Nachrang erhalten. "Mit dem Pumpstrom wird bloß Atomstrom vergoldet", kritisiert Glawischnig.
Menschen Sand in die Augen streuen
Für Heinz Kaupa, Technikvorstand der Verbund-Netzgesellschaft APG, ist die Studie ein Versuch, den Menschen Sand in die Augen zu streuen. Der Transit spiele keine Rolle. Glawischnig bezeichnet Verbund-Aussagen, dass der Windkraftboom die neuen Leitungen erfordere, weil sonst der künftig anfallende Windstrom nicht abgeleitet werden könne, als Scheinargument: "Wer Stromexporte nach Italien meint, sollte sich nicht hinter dem Argument Windkraft verstecken."
Richtig sei, dass die anstehende Stilllegung der kalorischen Kraftwerke St. Andrä (Kärnten) und im steirischen Voitsberg das Erzeugungsdefizit im Süden verstärke. Beide Anlagen haben zusammen eine Kapazität von 450 Megawatt (MW). Dieser Produktionsausfall könne durch neue Ökoanlagen abgefangen werden, argumentiert die Hornbacher-Studie. Es sei zwar richtig, dass im Süden bis zu 1360 Megawatt installierte Leistung fehlten, dieses Manko sei aber durch Lastreduktionen und neue Ökoanlagen abdeckbar.