Die Wiener Börse hat am Freitag mit deutlichen Verlusten geschlossen. Der ATX fiel um 34,82 Punkte oder 1,84 Prozent auf 1.862,22 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 28 Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 1.890 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -1,79 Prozent, DAX/Frankfurt -3,19 Prozent, FTSE/London -0,86 Prozent und CAC-40/Paris -2,10 Prozent.

Weltweit wurde die Börsenstimmung am Freitag von Konjunkturängsten und insbesondere Sorgen um die Euro-Schuldenkrise belastet. Geschürt wurden diese Ängste zum Wochenschluss von mehreren schwach ausgefallenen Wirtschaftsdaten.

Sowohl die gemeldeten Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und China als auch der am Nachmittag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht waren schlechter als erwartet ausgefallen. Die gemeldete Zustimmung zum EU-Fiskalpakt bei einer Volksabstimmung in Irland brachte vor diesem Hintergrund keinen Stimmungswechsel an den Börsen.

Händler in Wien orteten gegen Handelsschluss zumindest eine leichte Stabilisierung in der Nähe der Tagestiefs. "Die Kursniveaus sind schon stark gefallen, es sind schon viele negative Nachrichten im Markt eingepreist", sagte ein Aktienhändler. Bei einzelnen heimischen Aktien waren auf den stark gefallenen Niveaus wieder Käufe zu beobachten gewesen, hieß es.

Andritz stark unter Druck

Stark unter Druck kamen am Freitag Andritz. Die Aktie des steirischen Anlagenbauers fiel nach der jüngsten Rekordjagd um 4,14 Prozent auf 40,99 Euro. Marktteilnehmer sprachen von einer Korrektur nach den zuletzt sehr starken Gewinnen. Am Donnerstag hatten die Andritz-Aktien noch bei extrem hohen Umsätzen auf einem neuen Rekordstand von 42,76 Euro geschlossen. Die Umsätze betrugen dabei ein Vielfaches der üblichen Volumina.

Vor allem in der Schlussauktion wurden am Donnerstag in gewaltigem Umfang Andritz-Aktien gekauft. Händler und Analysten berichteten von Käufen von Index-Fonds, die mit der Aufnahme von Andritz in den MSCI-Österreich-Index Aktien des Anlagenbauers in großem Umfang zukaufen mussten. "Der MSCI-Index wurde am letzten des Monats umgestellt. Die indexnachbildenden Fonds eignen sich üblicherweise in der Schlussauktion die nötigen Stücke an", sagte der RCB-Analyst Bernhard Selinger zur APA.

Die von Andritz am Freitag gemeldete Mehrheitsübernahme des deutschen Metallpressenherstellers Schuler wertet der Analyst positiv. "Das ist ein guter strategischer Fit", so Selinger. Die RCB hat vor diesem Hintergrund ihr Kursziel für die Andritz-Aktie von 42,50 Euro auf 45,00 Euro angehoben, ihre Empfehlung aber angesichts des schon stark gestiegenen Aktienkurses von "buy" auf "hold" zurückgeschraubt. "Die Schuler-Übernahme ist rein aus Bewertungssicht ein günstiger Zukauf, daher haben wir das Kursziel angehoben"; erklärt Selinger.

Stark unter Druck kamen am Freitag außer Andritz auch OMV und büßten bei höherem Volumen 3,13 Prozent auf 21,34 Euro ein. Auch die meisten anderen Aktien im prime market schlossen im Minus, Tagesverlierer waren bei allerdings moderaten Umsätzen Semperit mit einem Minus von 6,06 Prozent auf 27,15 Euro.

Größter Gewinner waren Strabag mit einem Plus von 2,75 Prozent auf 18,15 Euro. Rosenbauer stiegen nach einer Kaufempfehlung durch die Berenberg Bank um 0,59 Prozent auf 41,19 Euro. Die Analysten der Bank haben die Aktien des Feuerwehr-Ausrüsters in einer Ersteinschätzung mit "Buy" und einem Kursziel von 55 Euro empfohlen. Gut gesucht waren Raiffeisen und befestigten sich um 0,41 Prozent auf 22,28 Euro.

Die zehn größten Kursgewinner

1. ECO BUSINESS-IMMOBILIEN AG +11,11 Prozent

2. OTTAKRINGER GETR#NKE AG VZ +5,19 Prozent

3. STRABAG SE +2,75 Prozent

4. INTERCELL AG +2,58 Prozent

5. AGRANA BETEILIGUNGS-AG +1,03 Prozent

6. ROSENBAUER INTERNATIONAL AG +0,59 Prozent

7. FRAUENTHAL HOLDING AG +0,51 Prozent

8. RAIFFEISEN BANK INTERNAT. AG +0,41 Prozent

9. OESTERR. POST AG +0,21 Prozent

Die zehn größten Kursverlierer

1. RATH AG -13,48 Prozent

2. BRAIN FORCE HOLDING AG -6,88 Prozent

3. SEMPERIT AG HOLDING -6,06 Prozent

4. BWT AG -6,02 Prozent

5. KAPSCH TRAFFICCOM AG -5,38 Prozent

6. ANDRITZ AG -4,14 Prozent

7. DO&CO RESTAURANTS&CATERING AG -3,72 Prozent

8. CA IMMOBILIEN ANLAGEN AG -3,62 Prozent

9. RHI AG -3,43 Prozent

10. HTI HIGH TECH INDUSTRIES AG -3,33 Prozent (APA, 1.6.2012)