Die Grünen sind wichtig, weil sie als praktisch einzige Partei skeptisch gegenüber teuren, sinnlosen Großbauprojekten sind. Die Grünen sind problematisch, weil es manchmal scheint, als könnte man mit ihnen gar nichts bauen. Die Grünen liegen vollständig richtig, wenn sie in Großstädten dem öffentlichen Verkehr und dem Radfahren eine viel größere Rolle verschaffen wollen. Sie sind problematisch, wenn man das Gefühl hat, sie wollten das mit Gewalt und einem Feldzug gegen das Autofahren durchsetzen.

Die Grünen sind - in Wien, in Oberösterreich, zuletzt in Graz - so weit, dass sie politische Verantwortung übernehmen und in Stadt- und Landesregierungen eintreten wollen. Die Grünen sind problematisch - für ihre Partner -, weil man bei ihnen nie sicher sein kann, dass nicht die " Basis" alle Entscheidungen der grünen Regierungsmitglieder torpediert, blockiert, umschmeißt.

Die schwarz-grüne Koalition in Graz ist jetzt an dieser inneren Spannung der Grünen gescheitert. Dennoch sind sie andererseits so enorm wichtig für die politische Landschaft und Kultur Österreichs: als einzige Partei mit einer verlässlich antirechten und humanitären Haltung sowie ohne Korruption. Was fehlt, ist ein gewisses Verständnis für das Funktionieren der Ökonomie in ihrer marktwirtschaftlichen Ausprägung und die Erkenntnis, was politische Verantwortung heißt. Wäre das noch zu schaffen? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 1.6.2012)