Graz - Die Grazer SPÖ zeigt nach dem Bruch der schwarz-grünen Rathauskoalition in Graz grundsätzliche Bereitschaft, als Interimspartner für ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl einzuspringen. Zumindest bei den beiden an stehenden Großprojekten einer "Umweltzone" und des geplanten Grundstücksankaufs für einen neuen Stadtteil, die beide einer Bürgerbefragung unterzogen werden sollen. Die SPÖ sei zwar gegen beide Vorhaben, aber dafür, die Bevölkerung zu befragen, heißt es.

Analyse

Unterdessen beschäftigten sich die Parteien im Grazer Rathaus am Tag nach dem schwarz-grünen Crash mit der Ursachenforschung und der Frage, warum ÖVP-Bürgermeister Nagl mit seinem grünen Koalitionspartner brach. Für die Grünen und die KPÖ war klar: Nagl habe aus reinem partei- und wahltaktischem Kalkül gehandelt. Karl-Heinz Herper, altgedienter SPÖ-Stratege und Klubchef, wiederum macht schwere atmosphärische Verstimmungen für den Bruch verantwortlich. Die Chemie zwischen Nagl und Grünen-Chefin Lisa Rücker habe seit langem nicht mehr gestimmt. Andererseits sei Nagl auch schwer unter Druck seiner ÖVP-Bünde gestanden, vor allem bei den Wirtschaftsprojekten der Stadt - den eigentlichen Bruchlinien der schwarz-grünen Koalition.

Das BZÖ und die FPÖ versuchten am Donnerstag eine Mehrheit für einen Neuwahlantrag zu finden, die dafür notwendige SPÖ gab ihnen aber einen Korb. (mue, DER sTANDARD, 1.6.2012)