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Jährlich verenden viele Wildtiere in der Erntesaison unter den Mähdreschern.

Foto: AP/Joerg Sarbach

Jedes Jahr zur Erntezeit kommt es zu traurigen Bildern auf den Äckern: Denn Rehkitze flüchten bei Gefahr nicht, sondern drücken sich flach auf den Boden. Oft geraten sie dadurch unter den Mähdrescher. Allein in Deutschland sterben zur Erntezeit hunderttausende Wildtiere auf diese Weise. Eine weitere Gefahr ist, dass die Kadaver teilweise unbemerkt im Heu verwesen und dadurch Tonnen von Tierfutter verseucht werden. Ausgerechnet Militärtechnik soll jetzt Abhilfe schaffen: Ferngesteuerte Drohnen spüren die Tiere auf.

Die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner investiert nun Forschungsgelder von 3,3 Millionen Euro, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Die Technik, die man bisher eher aus internationalen Militäreinsätzen kennt, soll dadurch für die Landwirtschaft eingesetzt werden können. Das Deutsche Institut für Luft und Raumfahrt, die Technische Universität München und der Mähmaschinenhersteller Claas forschen gemeinsam seit Jahren in diese Richtung.

Erste Versuche mit Wärmebildkameras

Diese moderne Technik wird in der Schweiz schon seit Jahren eingesetzt. Auch dort geraten jedes Jahr bis zu 2.000 Wildtiere unter die Mähmaschine. Betroffen sind vor allem junge Rehkitze in der Heusaison. Zunächst wurden nur Wärmebildkameras verwendet, die mit Hilfe von Infrarotsensoren versteckte Jungtiere aufspüren. Dazu werden an einer sechs Meter langen Alustange zehn Sensoren befestigt, die jede Wärmequelle am Boden erkennen.

Dieses Gerät hat jedoch keine große Verbreitung gefunden. Zum einen ist es mit rund 1.250 Euro nicht gerade günstig. Zum anderen kommt es immer wieder zu Problemen beim Einsatz der Wärmebildkameras, da das Gerät die Körpertemperatur auch mit warmer Erde eines frisch aufgeworfenen Maulwurfshügels verwechseln kann. Für Bauern ist es mühsam, unnötig wegen eines Maulwurfshügels vom Mähdrescher klettern zu müssen. Daher wurde eine Kombination mit herkömmlichen Kameras entwickelt.

Helikopterdrohne mit Infrarot und normalen Kameras

Auch Deutschland zieht nun nach: In Zukunft sollen Helikopterdrohnen eingesetzt werden, die Infrarotsensoren und eine normale Kamera besitzen. Vor der Ernte werden die Felder gescannt, Wildhüter und Jäger markieren die gefundenen Jungtiere mit Chips, dadurch können sie von den Bauern vom Mähdrescher aus geortet werden.

Der Prototyp ist bislang schwer steuerbar und bei schlechter Witterung unzuverlässig. Der finanzielle Zuschuss des Landwirtschaftsministeriums für die Forschung soll nun die Marktreife der Drohne  vorantreiben. (jus, derStandard.at, 31.5.2012)