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Paracetamol besitzt eine schmerzstillende, fiebersenkende und schwach entzündungshemmende Wirkung.

Foto: APA/Bradley C Bower

Chicago - Ins Leberkoma mit einer "harmlosen" Paracetamol-Überdosierung: Der Wirkstoff findet sich in zahlreichen rezeptfrei erhältlichen Schmerzmitteln. In den USA sind diese Arzneimittel, die am häufigsten verwendeten Schmerzkiller (z.B. "Tylenol"). Eine Studie der Northwestern University (Chicago) belegte jetzt, dass fast ein Viertel der Konsumenten die Dosierungsanweisungen nicht versteht und sehr schnell in eine gefährliche Überdosierung geraten kann.

Michael Wolf und die Co-Autoren interviewten 500 Patienten von Allgemeinmedizin-Gruppenpraxen in Atlanta und in Chicago im Zeitraum zwischen September 2009 und März 2011. Dabei stellte sich heraus, dass mehr als die Hälfte von ihnen Paracetamol verwendeten. 19 Prozent waren sogar häufige Benutzer mit täglichem oder mehrmals wöchentlichem Konsum solcher Schmerzmittel. Auch in Österreich ist Paracetamol (Mexalen, Anm. Red.) rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Das Medikament wird gern als Fiebersenker bei Kindern verwendet. Es verursacht weniger häufig gastrointestinale Beschwerden als andere nichtsteroidale Antirheumatika.

Akutes Leberversagen

Das Problem, wie der Grazer Pharmakologe Eckhard Beubler erst vor kurzem bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Apothekerkammer in Wien betonte: Die Substanz hat eine sehr enge Dosierungsbreite. Bei Überschreiten der empfohlenen Höchstdosis von vier Gramm pro 24 Stunden drohen sehr schnell irreversible Leberschäden und Leberversagen. Potenziert wird die Gefahr noch durch Alkoholkonsum. In den USA und in Großbritannien sind Paracetamol-Überdosierungen - auch in suizidaler Absicht - die häufigste Ursache für akutes Leberversagen.

Die US-Wissenschafter legten den Probanden fünf verschiedene OTC (Over the counter)-Paracetamol-Fläschchen vor. Die Testpersonen sollten sich vorstellen, eine Dosis zu einem gewissen Zeitpunkt einzunehmen und dann sagen, wie sie durch weitere Einnahme über 24 Stunden hinwegkommen würden. Das Ergebnis: Fast ein Viertel der Patienten hätte mehr als die vier Gramm Tageshöchstdosis eingenommen, fünf Prozent hätten sogar mehr als sechs Gramm innerhalb von 24 Stunden konsumiert. Genauso kritisch: Fast die Hälfte der Probanden hätte gleich zwei rezeptfreie Paracetamol-Produkte kombiniert und wäre damit über die Höchstdosis hinausgeraten.

Wolf: "Unsere Resultate deuten darauf hin, dass die Konsumenten den Wirkstoff von OTC-Schmerzmedikamenten weder erkennen noch die Inhaltsstoffe differenzieren können. Außerdem befolgen sie nicht notwendigerweise streng genug die Gebrauchsinformationen." (APA)