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Winteridylle mit Gormley-Skulptur

Foto: apa / kunsthaus bregenz / Markus Tretter

Bregenz - Unbekannte haben in Vorarlberg einen der Eisenmänner aus Antony Gormleys vielbeachteter Landschaftsinstallation "Horizon Field" beschädigt.  Die betroffene Skulptur steht auf der Kanisfluh im Ortsgebiet von Mellau (Bregenzerwald), in der Nähe des Hauptgipfels Holenke (2.044 Meter) unmittelbar neben einem Wanderweg.

Die Täter schnitten der dem Körper des britischen Künstlers nachempfundenen, überlebensgroßen Figur vermutlich mit einer Handeisensäge das Geschlechtsteil ab, informierte die Vorarlberger Polizei. Das abgeschnittene Stück habe man bisher nicht gefunden, möglichkewise wurde es als Trophäe mitgenommen.

Die Tat ereignete sich vermutlich zwischen Anfang Mai und dem 16. Mai, als Wanderer die Beschädigung meldeten. Der Täter könnte mit Tourenski aufgestiegen sein, als noch Schnee auf der Kanisfluh lag, so die Annahme der Ermittler. Offenbar musste der Unbekannte dabei zumindest einmal das Sägeblatt der Handeisensäge  wechseln, darauf deute die Spurenlage hin, hieß es vonseiten der Polizei. Hinweise aus der Bevölkerung gebe es bisher nicht.

KUB: Projekt insgesamt sehr erfolgreich

 "Sehr ärgerlich" nannte Yilmaz Dziewior, Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB), am Donnerstag die Beschädigung. Man habe den Künstler über den Vorfall informiert, bisher aber noch keine Rückmeldung erhalten. Die Figuren, die im Eigentum Gormleys stehen, werden nach ihrem plangemäßen Abbau Mitte Juli 2012 in sein Atelier zurückgehen. "Ich gehe davon aus, dass dort der Schaden dann behoben wird", so Dziewior.

"Es ist sehr schade, dass so was gegen Ende der Ausstellung noch passiert", so Dziewior. Bei Ausstellungen im Außenbereich könne man solche Dinge aber leider nur bedingt ausschließen. Das Projekt sei insgesamt sehr erfolgreich verlaufen. Besucherzahlen lägen logischerweise nicht vor, der Pressespiegel fülle aber drei Ordner. Es sei außerdem sehr erfreulich, dass "Horizon Field" auch im Tourismus ein so großes Echo hervorgerufen habe. "Das Projekt war von logistischer und ökonomischer Seite her einzigartig für das KUB", sagte der Direktor. Die Tradition des Hauses, immer wieder mit Ausstellungen ins Land hineinzugehen, wolle man auch in Zukunft fortführen.

Bereits zweiter Beschädigungsakt

Das Skulpturenprojekt wurde bereits einmal beschädigt: Im Oktober 2011 hatten Unbekannte versucht, eine der Kunstfiguren in Warth am Arlberg zu stehlen. Die Täter hatten das Objekt samt Betonfundament ausgegraben, offenbar um es abzutransportieren. Der 640 Kilogramm schwere Eisenmann stürzte aber über sechs Meter den Hang hinunter, wo die Täter ihn liegen ließen. Das Kunsthaus Bregenz (KUB) ließ die Skulptur wieder aufstellen, Schaden entstand darüber hinaus nicht.

Die alpine Installation "Horizon Field" umfasst 100 lebensgroße Abgüsse von Gormley, die alle auf exakt 2.039 m über dem Meeresspiegel postiert und über 150 Quadratkilometer im Siedlungsgebiet der Walser (hinterer Bregenzerwald, Kleinwalsertal, Arlberggebiet und Klostertal) verteilt wurden. Die Figuren sind seit August 2010 zu sehen und sollen wie geplant abgebaut werden. Eine Initiative bemüht sich derzeit darum, dass die Figuren noch länger stehen bleiben können. (APA, 30./31.5.2012)