Diese Aufnahme versucht der heraneilende Sicherheitsmann zu unterbinden, schließlich beginnt laut seiner Darstellung links neben dem Eingangstor zur Schloßallee "chinesisches Staatsgebiet".

Foto: derStandard.at

Die Residenz der chinesischen Botschaft - fotografiert mit Zoom von der Grünbergstraße aus.

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"Fotografieren ist hier verboten", ruft ein Sicherheitsmann in weißem Hemd und schwarzer Krawatte vor dem Meidlinger Tor, dem Nordost-Eingang des Schönbrunner Schlossparks in Wien. Er eilt hervor und bedeckt sein Gesicht mit den Händen, um unerkannt zu bleiben. "Ich würde es nicht versuchen, gestern wurde schon jemand verhaftet", so die Drohung des Mannes.

Das Fotoverbot an diesem Ort ist überraschend. Schließlich ist das Schloss Schönbrunn mit rund 2,6 Millionen Gästen die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Stadt. "Sie fotografieren chinesisches Territorium", lautet der Erklärungsversuch des Securitybediensteten.

Hoheitsgebiet unterliegt österreichischem Gesetz

Zu einem Fotografierverbot ist die chinesische Botschaft laut einem Sprecher des österreichischen Außenministeriums allerdings nicht berechtigt. Denn obwohl es sich um sogenanntes exterritoriales Gebiet handle, gelte die österreichische Gesetzgebung. Auch das Innenministerium, das ein solches Verbot aussprechen könnte, teilt auf Rückfrage von derStandard.at mit, dass es keine derartige Regelung für die chinesische Botschaft gebe.

Doch wer sein Kameraobjektiv auf die Villa richtet, wird schnell eines Besseren belehrt. Lei Zhang von der Presseabteilung der chinesischen Botschaft begründet das Verbot mit der Sorge um die Staatssicherheit. "Normalerweise darf jeder Fotos machen. Nur wer einzelne Details abfotografiert, wird gestoppt." Tatsächlich erlaubt der Sicherheitsmann aber nur die Aufnahme von der anderen Straßenseite. Selbst ein Foto in Richtung des Meidlinger Tors untersagt er.

Seit Mai chinesische Botschaft

Erst im Mai war der chinesische Botschafter Shi Mingde in die neue Residenz in der Schönbrunner Straße 309 und damit direkt auf das Schlossareal gezogen. Zwei weiße Löwenskulpturen bewachen die Villa, die an die Schlossmauer grenzt. Die traditionellen chinesischen Türwächter sind neben einem Messinganschlag mit der Aufschrift "Botschaft der Volksrepublik China" der einzige Hinweis darauf, dass das Gebäude nun als Botschaftsresidenz genutzt wird.

Ein bisschen "Heimat" für chinesische Touristen

Die Residenz in Hietzing dient repräsentativen Zwecken. Staatsbesuche empfängt der chinesische Botschafter üblicherweise hier. Die Objektwahl "sei Zufall", sagt Botschaftssprecher Zhang. An die vielen Touristen im Schloss, immerhin rund 97.000 Chinesen jährlich, habe man dabei nicht gedacht.

Nicht nur zum Schloss haben die Chinesen mit einem Besucheranteil von 4,2 Prozent ein besonderes Verhältnis. Seit der Geburt der Pandabären Fu Hu und Fu Long hat sich der chinesische Besucheranteil im Tierpark Schönbrunn verdoppelt. (Maria von Usslar, derStandard.at, 30.5.2012)