In der Heute-Show zieht er auf der ZDF-Mediathek über das Politgeschehen bissig und treffsicher her:

Foto: zdf, heute show

Zweifel, ob die Entscheidung um die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei Wetten, dass...? nicht doch ein folgenschwerer Irrtum war, erhalten bereits vor dem ersten Auftritt von Markus Lanz neue Nahrung. Der Talker wirkt seit dem Wissen um seinen bevorstehenden Karriereschub noch mehr wie ein Automat, der auf Kommando Fragen ausspuckt, für deren Beantwortung Gäste möglichst wenig Zeit aufwenden sollen. Das kann ja heiter werden.

Umgekehrt war zuletzt das dramatische Scheitern von Hape Kerkeling im Fernsehen zu sehen. In der Rolle der Dumpfbacke Horst Schlämmer langweilte Kerkeling so sehr, dass auch der zurückgebliebenste Grevenbroicher kapieren hätte müssen, dass dieses Format nicht das richtige ist für Kerkeling. Der Mann braucht Publikum. Er hätte es haben können.

Aber gut, er will nicht, und eigentlich ist es ja egal, solange es Ersatzprogramme gibt. Einer, der seinen Job tadellos erledigt, dafür aber lange nicht so viel Aufmerksamkeit einfährt, ist Oliver Welke. In der Heute-Show zieht er auf der ZDF-Mediathek über das Politgeschehen bissig und treffsicher her: Angela Merkel erweist sich dabei eindeutig als lohnendste Zielscheibe. Dazwischen probiert sich Kompagnon Olaf Schubert im Tauschhandel, scheitert mit der Kuckucksuhr ("Kleine indische Kinder haben liebevoll diese Intarsien geschnitzt"), gewinnt dafür mit Kartoffelschnaps. Und Beisitzer Christian Ehring fühlt sich von Thilo Sarrazin aufgrund mangelhafter Provokation im neuen Buch unterversorgt.

Der Chef selbst lässt im Telekolleg gutgelaunt Geld verbrennen. Bezeichnend für das Medium, dass die wahren Könner im Verborgenen glänzen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 30.5.2012)