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Fliegen ist ein wenig wie Fast Food.

Foto: APA/Gero Breloer

Mit dem Fliegen ist es ein wenig wie mit den Burgern: In der Werbung sieht alles saftig und frisch aus, im Original ist es irgendwie gatschig und unschön. Und Fliegen ist fast wie Fast Food: immer verfügbar, billig und massentauglich. Vom einstigen Luxus und der Exklusivität ist wenig geblieben. Nur in den teuren Klassen erlebt man noch den Komfort und die Behaglichkeit, die diese Form des Reisens früher zum Objekt der Begierde machten.

In der Holzklasse hingegen, wo sich Otto Normalverbraucher stöhnend und zunehmend verkrampft dem Urlaubsziel nähert, sieht der Flugalltag alles andere als glamourös aus. Anstatt eines roten Teppichs sieht man einfach nur noch rot.

Schreiende Kinder, alkoholisierte Erwachsene, schnarchende Sitznachbarn und der permanente Platzmangel strapazieren die Nerven. Trotzdem fliegen immer mehr Menschen zu nach wie vor teils utopisch günstigen Preisen. Für wenig Geld will man viel Platz, viel Komfort, ein gutes Bordservice und möglichst keine Störungen durch Mitreisende. Also ist der Passagier heute gereizt, genervt, ungeduldig, gestresst und neigt zum Streit um jeden Kubikzentimeter Kabinenraum (siehe Artikel).

Airlines arbeiten - mit mehr oder weniger Erfolg - gewinnorientiert, versuchen, möglichst viele Passagiere in die Maschinen zu stopfen, und verkaufen Plätze mit ein paar Zentimetern mehr Platz (siehe Artikel) für ein Vielfaches des üblichen Preises.

Die Zukunft des Fliegens ist ungewiss. Der Ölpreis steigt, der CO2-Ausstoß ist ein weiterer Kostenfaktor. Flugreisen mit lächelnden Passagieren, wie man sie auf alten Fotografien sieht, wird es für die Massen wohl nicht mehr geben. Auch wenn uns die Werbung das noch immer suggerieren will. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 30.5.2012)