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Wohin geht die spanische Krisenreise? Das Land will sich selbst aus der Bankenkrise befreien, ohne neue Schulden wird das aber nicht gehen.

Foto: REUTERS/Jon Nazca

Madrid – Der Mutterkonzern der maroden spanischen Sparkasse Bankia, BFA, hat seine Unternehmensergebnisse für 2011 korrigiert und weist nun einen Milliardenverlust aus. Statt eines Gewinns von 41 Millionen Euro stehe nun ein Minus von 3,3 Milliarden Euro in den Büchern, hieß es am Montagabend in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht. Die neuen Zahlen spiegelten eine Überprüfung der Kredit-Portfolios und der Kapitalbedürfnisse wider. Bankia hatte am Freitag einen Finanzierungsbedarf von zusätzlich 19 Milliarden Euro angemeldet. Dem nicht genug: Eine weitere Notfusion spanischer Sparkassen soll ebenfalls anstehen.

Am Dienstagvormittag wurde bekannt, dass Spanien das angeschlagene Finanzinstitut Bankia offenbar mit Hilfe neuer Schulden rekapitalisieren will. Die Hilfen für die marode Sparkasse würden in mehreren Tranchen ausgezahlt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Dafür werde der Banken-Restrukturierungsfonds FROB oder das Budget des Finanzministeriums angezapft.

Es sei eher unwahrscheinlich, dass der Staat direkt Anleihen für Bankia aufnehmen werde. Zugleich hieß es, dass Spanien unter Umständen bereit sei, Schulden für die einzelnen autonomen Regionen zu machen. Dafür müssten aber die Regionen unter strikte Budgetkontrolle gestellt werden. Entsprechende Vorschläge würden am Freitag präsentiert.

Fusion von Sparkassen

Die nicht an der Börse notierte Sparkasse Liberbank und ihre Rivalen Ibercaja und Caja 3 informierten die Aufsichtsbehörden darüber, dass die Verwaltungsräte der drei Institute ihren Zusammenschluss noch am Dienstag beschließen wollten. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte, die Gespräche befänden sich in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Entstehen würde eines der größten Institute des Landes, dass Vermögenswerte von mehr als 115 Mrd. Euro verwaltet. Ziel ist es, die Kapitalbasis zu stärken.

Österreichs Banken nur indirekt betroffen

Die österreichische Wirtschaft ist von der Bankenkrise in Spanien nur indirekt betroffen. Die heimischen Banken hielten "nicht im großen Ausmaß" spanische Staatsanleihen und der Außenhandel sei nicht so eng verflochten wie etwa mit Italien, sagte die Finanzmarkt-Expertin des Instituts für Höhere Studien (IHS), Ines Fortin. Trotzdem könnten die spanischen Probleme über Handelspartner nach Österreich schwappen.

An den Finanzmärkten passiere sehr viel über Erwartungen, erklärte Fortin die Börsenpsychologie. Sie bejahte einen Zusammenhang zwischen Griechenland und Spanien. Das fehlende Vertrauen wirke sich derzeit auf die spanische Wirtschaft aus, so Fortin. Ob Spaniens Gelder für die Bankenrettung ausreichen, ist für die IHS-Expertin schwer zu sagen. Das Verhalten der Anleger an den Finanzmärkten sei entscheidend, ob Spanien auf die EU-Hilfe verzichten kann. Vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Staat der Großbank Bankia mit mehr als 23 Milliarden. Euro aushelfen muss.

"Das Wichtigste ist Vertrauen", sagte Fortin. Bei allen Krisen komme der Zeitpunkt, an dem wieder an ein Wirtschaftswachstum geglaubt wird – "dann dreht die Stimmung", sagte Fortin. Für den Umschwung seien aber politische Maßnahmen auf Budgetseite durch Sparen und Stimulieren notwendig.

Einzelhandel in Bedrängnis

Spanien ist in den vergangenen Wochen zunehmend in den Sog der europäischen Schuldenkrise geraten. So sind die Umsätze im Einzelhandel im April um 9,8 Prozent eingebrochen, verglichen mit dem Vorjahresmonat. Das sind um sechs Prozentpunkte mehr als im März. Die Daten vom Nationalen Institut für Statistik zeigen seit 22 Monaten fallende Einzelhandelsverkäufe. Der Einbruch im April ist der größte seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2003. (APA/Reuters, 29.5.2012)