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Der Nidarosdom in Trondheim.

Anreise: SAS bietet die günstigsten Direktflüge von Wien nach Trondheim an, ab 243,71 Euro, tägliche Flüge. Der Flughafen Trondheim-Vaernes liegt 35 km außerhalb der Stadt. Mit dem eigenen Wagen fährt man am besten via Kiel. Von dort gelangt man mit einer 19 Stunden dauernden luxuriösen Fährüberfahrt nach Oslo, dann weiter etwa 560 km bis Trondheim.

Infos: www.colorline.de.

Foto: colorline

Unterkunft: Das Radisson Blu Royal Garden Hotel ist von seiner Lage am Fluss inmitten der alten Speicherhäuser, seiner Stahl-Glas- Architektur und seinem Komfort als Vier-Sterne-Haus der Star unter Trondheims Hotels. Das Thon-Hotel in der Nähe vom Dom bietet im Sommer Spezialangebote mit 40-prozentiger Ermäßigung.

Foto: visitnorway.de

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Infos: www.visittrondheim.no, www.visitnorway.de, Auskünfte beim Norwegischen Fremdenverkehrsamt unter
0049/40/229 41 50. Die Besichtigung des Doms, der größten gotischen Kathedrale Nordeuropas, ist ein Muss. Einen besonders schönen Blick auf Stadt und Fjord hat man von der Festung Kristianssteen: Jede halbe Stunde fährt ein Boot zur Insel Munkholmen.

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Pilger aus ganz Europa bescherten Trondheim einen frühen Wirtschaftsaufschwung. Die Architektur legt Zeugnis davon ab.

"Sie ging dahin wie in einem Wald - die Säulen waren gefurcht wie alte Bäume - und in diesen Wald herein sickerte das Licht durch die farbigen Glasfenster, bunt und klar wie ein Gesang. Hoch über ihr regten sich im Steinlaub Tiere und Menschen, und Engel spielten auf Instrumenten - und noch weiter oben, in noch schwindelnderer Höhe, spannten sich die Gewölbe und hoben die Kirche zu Gott empor." So lässt die norwegische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset ihre Romanheldin Kristin Lavranstochter im gleichnamigen Roman den damals noch im Bau befindlichen Nidarosdom in Trondheim erleben. Dieser gewaltige Dom in der damals noch Nidaros genannten Stadt Trondheim in Mittelnorwegen war im Mittelalter, bis zur Reformation, eines der großen, meistbesuchten Wallfahrerziele in Europa. Von weit her, interessanterweise besonders aus Italien, kamen die Pilger hierher zu dieser Kirche, die im 11. Jahrhundert vom norwegischen König Olav Kyrre über dem Grab seines Vorgängers, König Olavs des Heiligen, gegründet wurde. Dieser damals in ganz Europa hoch verehrte Heilige hatte das noch aus vielen kleinen Königreichen bestehende Norwegen zu einem einheitlichen Königreich vereint und das Christentum zum Teil mit großer Härte im Land eingeführt. Mit beidem hatte er sich Feinde gemacht. In der Schlacht von Stikklestad nördlich von Trondheim wurde er 1033 erschlagen.

Doch sein Tod war seinen Feinden, den aufständischen Gaugrafen, den Yarls, wohl nicht ganz geheuer gewesen. Sie warfen den Leichnam des toten Königs in den Nidelv, den Fluss, der in Trondheim in den vom Atlantik hier abzweigenden Trondheimfjord mündet. In einer Biegung des Flusses wurde der Überlieferung nach der Leichnam an Land gespült. Die Menschen sahen das als ein Zeichen des Himmels, begruben ihren toten König an dieser Stelle und bauten eine Kapelle über dem Grab. Schon bald soll beim Grab eine Quelle zu sprudeln begonnen haben, deren Wasser als heilbringend geschätzt wurde. Das sah man natürlich schon als ein Zeichen der Heiligkeit Olavs an. Bereits ein Jahr nach seinem Tod wurde der König aufgrund von Wundern, die sich an seinem Grab ereignet haben sollen, durch Bischof Grimkel für heilig erklärt, das frühe Mittelalter kannte die heute oft jahrelangen, förmlichen Heiligsprechungsprozesse noch nicht. Vielfach lag eine Heiligsprechung oder Heiligerklärung wie hier in der Kompetenz eines Bischofs.

Diese Heiligkeit sprach sich schnell herum, fromme Pilger kamen zum Grab, sodass die Grabkapelle schnell zu klein wurde und eine größere Kirche gebaut werden musste. Welche(r) Baumeister damals im Auftrag Olav Kyrres die gotische Domkirche von Nidaros (das bedeutet Nidmündung) gebaut hat, weiß heute niemand mehr. Stilelemente weisen jedoch auf englisch-normannische Bauleute hin. Um 1200 wurde wohl mit dem Bau begonnen, 1280 war das gewaltige Hauptschiff, der Langchor, mit dem schönen Südportal fertiggestellt.

Mehrere verheerende Brände in der Stadt, die wie üblich in Norwegen damals nur aus Holzhäusern bestand, haben dem Dom schwer zugesetzt. Er wurde immer wieder aufgebaut.

Reichste Stadt des Landes

Die vielen Pilger aus vieler Herren Länder brachten der Stadt großen Wohlstand. Als im 16. Jahrhundert die Reformation eingeführt wurde, hatte Trondheim fünf Kirchen und neun Klöster und war wohl die reichste Stadt des Landes. Auch wenn die Reformation in Norwegen nicht mit dem Fanatismus durchgeführt wurde wie etwa in Schottland unter John Knox, bedeutete sie doch für Nidaros, das bereits 1151 Sitz eines Erzbischofs wurde und unter der damals bestehenden dänischen Herrschaft in Trondjem umbenannt worden war, das Ende der Wallfahrten und der Heiligenverehrungen, damit aber kam die wichtigste Quelle des Wohlstandes zum Versiegen. Stadtbrände spielten dem Dom übel mit, der jetzt nicht wieder aufgebaut wurde. Erst 1896 besann man sich auf die historische Bedeutung des Baues, der nun Schritt für Schritt wieder erstand.

Heute kommen keine frommen Pilger mehr nach Trondheim, wie die Stadt heute heißt, obschon Olav immer noch als Nationalheiliger Norwegens verehrt wird.

Der Nidarosdom, das bedeutendste Bauwerk Norwegens, ist heute das Ziel der Touristen, die aus aller Welt nach Trondheim kommen wie einst die Pilger.

Doch sie kommen vor allem, um die größte Kirche Nordeuropas zu sehen, deren figurenreiches Westwerk an die großen gotischen Kathedralen Westeuropas erinnert. Am Ufer des Nidflusses beherrscht St. Olavs Heiligtum dank seiner Ausmaße weithin die Stadt, am schönsten zu erleben für die Reisenden, die mit dem Wagen von Süden her über die Nidelvbrücke ins Stadtzentrum fahren.

Dank der vielen verheerenden Brände, die Trondheim im Laufe seiner rund tausendjährigen Geschichte immer wieder heimgesucht und zerstört haben, hat sich nicht viel alte Bausubstanz in der Stadt erhalten. Die schönsten Partien findet man noch in der Umgebung des Doms mit der alten hölzernen Brücke, die immer noch abends abgesperrt wird, wie vor Jahrhunderten schon.

Von der Brücke aus fällt der Blick auf die alten Speicherhäuser, die sich, auf Pfählen gebaut, beiderseits des Flusses hinziehen. Speicher sind sie heute nicht mehr. Cafés, Bistros, hochwertige Restaurants, ein Nobelhotel, aber auch Gale-rien und Kunsthandlungen haben sich heute hier am Wasser etabliert.

Eine besondere Sehenswürdigkeit ist schließlich Stiftsgården, das größte Holzhaus der Stadt. Den dreiflügeligen um einen Innenhof angelegten Baukomplex hatte sich 1774 eine wohlhabende Witwe bauen lassen. Er steht heute gleichsam als "Dauerleihgabe" dem jeweiligen König als Residenz zur Verfügung, wenn er sich in der Stadt aufhält. Gekrönt werden übrigens Norwegens Könige, anders als im frühen Mittelalter, nicht mehr im Nidarodom. Sie werden heute lediglich in einer besonderen Zeremonie am Grabe des heiligen Olav gesalbt.

Wer den ganzen Reiz dieser am inneren Trondheimsfjord gelegenen Stadt, dem besonderen Charme ihrer Lage, ganz intensiv erleben will, muss zur alten dänischen Festung Kristiansten hinauf. Von dort fällt auch der Blick auf die kleine Insel Munkholmen (Mönchsinsel), die den Fjord gegen den rauen Atlantik schützt. Einst war hier ein Benediktinerkloster, heute ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel, genau in der Blickachse zur Nidaroskirche gelegen.

Die Stadt am Grabe des einst in ganz Europa verehrten Heiligen ist eine junge Stadt, die ganz von den hier lebenden Studenten der Universität und verschiedener Fachhochschulen geprägt wird. Allein die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität, die einzige im Lande übrigens, hat derzeit rund 30.000 Studenten. Das junge Publikum prägt vor allem am Wochenende und am Abend, der in Trondheim im Sommer bekanntlich nicht dunkel wird, das Straßenleben und das Leben auf dem Torvet, dem Marktplatz mit seinen Cafés und Bistros. Der ausländische Besucher, der selber beim Besuch in solchen Lokalen angesichts der horrenden Alkoholpreise sich beim Durstlöschen sehr zurückhält, fragt sich dann allerdings immer wieder, woher die jungen Leute das Geld haben, hier ein Bier nach dem anderen auffahren zu lassen.

Lift fürs Rad

Nun gut, wie in allen Universitätsstädten belasten Studenten sich auch hier eher selten mit den Kosten für ein eigenes Kraftfahrzeug. Das Fahrrad reicht allemal. Und da gibt es in Trondheim etwas ganz Besonderes, einen Fahrradlift nämlich, mit dem sich die Radfahrer mühelos einen Hügel hochziehen lassen können.

Trondheim liegt genau dort, wo der eher rundliche, klobige Südteil des Landes an den lang gezogenen, schmalen Landesteil angrenzt. Hier endet des ohnehin schon nicht sehr weit verzweigte Straßennetz des Südens, und nur noch eine Hauptstraße zieht von hier weit mehr als zweitausend Kilometer nach Norden auf Narvik, auf das Nordkap zu. Nur noch eine Bahnlinie, die Nordlandbahn, geht von hier aus bis Bodö, kurz südlich das Polarkreises. Allerdings sind Straßen- und Bahnverbindungen von Trondheim nach Osten, nach Schweden, gut ausgebaut. (Christoph Wendt, Album, DER STANDARD, 26.5.2012)