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Tenor Juan Diego Flórez bezüglich der Gesundheit seiner Stimme: "Früher war ich sehr besorgt. Wenn man weniger darüber nachdenkt, wird man lockerer."

Foto: AP/Karel Navarro

Wien - Vor Jahren konnte es schon passieren, dass man, wenn ein Interview mit Juan Diego Flórez in einem Lokal seiner Wahl anstand, den Ort gleich wieder verlassen musste. Der 1973 in Lima (Peru) geborene Hochtontenor fand das Ambiente aus irgendeinem Grund zu riskant für seine kostbare Stimme. Vorsichtig war der Mann, und das war gut so. Mittlerweile, so Flórez, ist er allerdings etwas entspannter geworden:

"Ich denke nicht zu viel daran, aufzupassen. Früher war ich sehr besorgt. Wenn jetzt jemand neben mir niest, kümmert mich das nicht. Ich gehe vielleicht ein bisschen zur Seite, aber ich lasse mich nicht mehr verrückt machen. Wenn man weniger darüber nachdenkt, wird man lockerer."

Natürlich, wer so viel herumreist wie dieser Opernstar, dessen Karriere Mitte der 1990er-Jahre beim Rossini-Opernfestival in Pesaro durchzustarten begann, tut gut daran, nicht leichtsinnig zu werden. "Ich reise wirklich fast die ganze Zeit. Aber ich wollte eben Opernsänger werden, da muss man so leben. Andererseits mag ich es, bei Opernproduktionen mitzumachen, dadurch ist man wiederum für lange Zeit an einem Ort. Da können wir Sänger uns wie normale Menschen benehmen."

Opernregie eher traditionell oder eher modern? "Ich mag Modernes, aber ich mag keine Produktionen, die keinen Sinn haben. Produktionen, die aktuell sind, aber der Story folgen, die schätze ich. Wenn es Probleme mit der Regie gibt, versuche ich, diplomatisch zu sein, quasi mich selbst zu retten. Aus einer Produktion bin ich bisher noch nie ausgestiegen."

Beim kommenden Arienabend im Musikverein - natürlich u. a. mit Rossini und Donizetti - gibt es diese Probleme nicht. Flórez kann sich selbst inszenieren. Und Zugaben geben. Wie viele? "Das hängt von den Leuten ab. Normalerweise sind es vier. Wenn die Leute nicht weggehen, dann eben eine mehr." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 26./27./28.5.2012)