Abtreibung per Stricknadel. Ein Auszug aus dem Dokumentarfilm "Der lange Arm der Kaiserin" von Susanne Riegler.

Foto: Sreenshot: "Der lange Arm der Kaiser" - www.derlangearmderkaiserin.at

Das Thema Abtreibung sorgt immer wieder für Aufregung, da die Debatten nicht sachlich, sondern emotional geführt werden. Kontroverse gibt es folglich auch über das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS) in Wien, das international mehrfach ausgezeichnet wurde. Das MUVS thematisiert seit fünf Jahren den Kampf der Frauen um eine unbeschwertes Sexualleben - ohne Schwangerschaftsrisiko, aber auch die erstaunliche Bandbreite von Verhütungs- und Abtreibungsmittel. Den BesucherInnen wird vor Augen geführt, dass es Abtreibung stets gab und jede Zeit ihre Methode dafür hatte.

Seit der Eröffnung im März 2007 wurden fast 20.000 BesucherInnen gezählt. Die gesellschaftspolitische Bedeutung des MUVS zeigt auch der stets enorme Andrang im Rahmen der jährlichen Langen Nacht der Museen. Das MUVS ist weltweit einzigartig: Zum ersten Mal wird die Geschichte der Verhütung wissenschaftlich und umfassend aufgearbeitet. "Wirksame Verhütung ist ein modernes Phänomen. Die wichtigste kulturelle Errungenschaft für unbeschwerten und lustvollen Sex", so Christian Fiala, Gynäkologe und Museumsgründer.

Der lange Arm, der noch immer wirkt

Anlässlich des 5-jährigen Bestehens feiert das Museum in Kooperation mit dieStandard.at am 31. Mai im Naturhistorischen Museum in Wien das Jubiläum. Nach einem Sektempfang neben einem der wichtigsten "Herrscherdenkmäler" Wiens (Maria-Theresien-Denkmal) wird der Dokumentarfilm von Susanne Riegler "Der lange Arm der Kaiserin" (siehe die Rezension "Nicht nur die Scham ist geblieben") gezeigt. Die Journalistin und Dokumentarfilmerin Riegler hat sich auf die Spuren verkappter Moralvorstellungen zur Zeit Maria Theresias gemacht und zeichnet im Film eindrucksvoll nach, wie die von Maria Theresia initiierte Strafrechtsreform bis heute wirkt: nicht nur legistisch, sondern auch in den Köpfen der Frauen.

Anschließend an "Der lange Arm der Kaiserin" diskutieren Beate Wimmer, Wiener Gesundheitsbeauftragte, Ulrike Busch, Professorin für Familienplanung an der Hochschule Merseburg, Elisabeth Parzer, Mitarbeiterin im MUVS und Christian Fiala die Frage "Zwischen machtpolitischer Sexualmoral und moderner Mythen: Wie frei ist Sex heute?". Moderiert wird die Diskussion von dieStandard.at-Redakteurin Beate Hausbichler. (eks, dieStandard.at, 25.5.2012)