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Weniger Auto-Stellplätze, mehr Fotovoltaik wollen die Grünen bei Wiener Wohnbauten.

Wien - "Ich denke, dass es auch in Wien einen Sinn macht, eine Ausbaupflicht in die Bauordnung aufzunehmen." Mit diesem Satz ließ Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) am Donnerstag in der Fragestunde des Gemeinderates aufhorchen. Denn damit sprach sie sich erstmals dezidiert für die verpflichtende Installation von Fotovoltaikanlagen auf Neubauten aus. Bisher war im rot-grünen Regierungsprogramm nur vorsichtig davon die Rede gewesen, man wolle "ordnungspolitische Maßnahmen prüfen".

Reduktion der Stellplätze

Ziel der Energie- und Planungsstadträtin ist es dabei, dass die Wohnbauten durch diese Verpflichtung in Summe nicht teurer werden müssen - durch eine weitere Neuerung in der Bauordnung, die derzeit mit der SPÖ verhandelt wird: die Reduktion beziehungsweise Liberalisierung der Stellplatzverpflichtung. Sprich: Muss nicht mehr pro Wohnung mindestens ein Parkplatz errichtet werden, kann mit dem eingesparten Geld oben auf dem Dach die Energieversorgung finanziert werden.

"Mit einer verpflichtenden Erneuerbarenquote könnte in Wien pro Jahr ein Vielfaches der heuer installierten Bürgersolarkraftwerke errichtet werden", argumentiert Grünen-Energiesprecher Christoph Chorherr im STANDARD-Gespräch. "Dass ein Haus auch Energie produziert, sollte genauso selbstverständlich sein, wie die Pflicht zur Wasserver- und -entsorgung."

730 Anlagen in Wien

Derzeit ist der Fotovoltaikanteil in Wien noch vergleichsweise bescheiden: Trotz eines deutlichen Anstiegs in den letzten Jahren sind immer noch lediglich 730 Solarstromanlagen mit knapp 10.000 kWp installiert - was in etwa dem Bedarf von 3300 Wiener Haushalten entspricht. Vassilakou rechnet damit, dass mit einer Fotovoltaikverpflichtung jährlich noch einmal so viel dazu kommen könnte. "Und in den nächsten 20 Jahren wird in Wien so viel wie ganz Salzburg gebaut", ergänzt Chorherr.

Die Bauordnungsnovelle soll bis Jahresende mit der SPÖ ausverhandelt und beschlossen werden. Erste Reaktion aus dem Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ): "Eine solche Verpflichtung wäre für uns sehr wohl vorstellbar, wir stehen dem überhaupt nicht ablehnend gegenüber. Man muss allerdings die technische und wirtschaftliche Machbarkeit abklären, um Mehrbelastungen und Kostensteigerungen bei Gebäuden zu vermeiden." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 25.5.2012)