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Jobängste bei der AUA: Immerhin der Betriebsrat bleibt, ein Kollaps sei damit vermieden.

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Peter Malanik und Jaan Albrecht im März -  lange hat man den gemeinsamen Weg nicht beschritten.

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Wien - Nach dem Abgang von Vorstand Andreas Bierwirth geht auch Peter Malanik (50). Bisher hat es geheißen, dass Malaniks heuer auslaufender Vertrag nicht mehr verlängert werde. Nun geht der Vorstand per sofort, wie die AUA in einer Aussendung mitteilt. Der Abschied Malaniks nach 27 Jahren bei der AUA, seit 2008 als Vorstandsmitglied, erfolge "im beiderseitigen Einvernehmen zum 25. Mai 2012". Seine Vorstands-Agenden sollen CEO Jaan Albrecht und CCO Karsten Benz übernehmen. Malanik war der letzte Österreicher im AUA-Vorstand.

Als voriges Jahr AUA-Aufsichtsratschef Stephan Lauer bei einer Flugzeugtaufe in Wien ganz nebenbei "für Herbst" einen neuen AUA-Chef ankündigte und im November dann Jaan Albrecht neuer Chef der verlustgebeutelten österreichischen Lufthansa-Tochter wurde, galt der damals amtierende Wiener Zweiervorstand Andreas Bierwirth und Peter Malanik als angezählt. Bierwirth, gebürtiger Deutscher, musste im März zurücktreten. Auf ihn folgte mit Karsten Benz ebenfalls ein Lufthanseat, der früher das Europa-Geschäft des Mutterkonzerns managte.

Betriebsversammlung in Schwechat

Auch der Umbau bei der AUA-Crew ist noch voll im Gange. Es kommt nun doch zu weiteren Piloten-Abgängen, die sich dem Betriebsübergang auf Tyrolean verweigern. Allerdings gehen die Zahlen doch nicht in die Hunderte. AUA-Bord-Betriebsratschef Karl Minhard hat am Freitag seinen Verbleib bekanntgegeben. Das sei ein Signal auch für andere Piloten gewesen, sagte Minhard vor Journalisten nach der Betriebsversammlung.

Nach einer am Vormittag begonnenen Betriebsversammlung der AUA-Bordmitarbeiter (Piloten, Flugbegleiter) sollte geklärt werden, ob es zu einer "Massenflucht" aus den AUA-Cockpits kommt oder ob bei vielen die generelle Jobangst überwiegt. Die meisten AUA-Mitarbeiter lehnen den Betriebsübergang auf die billigere Tyrolean weiter ab. Nach Riesenprotest sah es am Freitagvormittag in Wien-Schwechat aber nicht mehr aus.

Die Stimmung der Teilnehmer beim Eintreffen zur Versammlung war am Freitag gedämpft, anders als bei ähnlichen Versammlungen der letzten Wochen und Monate. Auch waren merklich weniger Bord-Crewangestellte erschienen. Fest steht schon jetzt, dass einige wenige Flüge um ein paar Stunden später abheben, darunter die Vormittags-Langstrecken (New York, Washington und Toronto). Vier Kurse hat die AUA schon gestern vorsorglich gestrichen. Ansonsten stehen aber Stand-by-Crews bereit.

"Kollaps vermieden"

"Wären wir gegangen, wäre der Kollaps perfekt gewesen", meinte Betriebsratschef Minhard. Man habe damit Augenmaß bewiesen. Jetzt will er Signale vom Vorstand.

Mit Stand Donnerstag seien es 80 Piloten und 170 Flugbegleiterinnen, die das Unternehmen wegen des Übergangs verlassen. 43 der 80 Piloten hatten schon davor einvernehmlich den Abschied bekanntgegeben. Bis Ende Mai dürften zwar noch einige dazu kommen. Anderseits habe die persönliche Entscheidung der führenden Belegschaftsvertreter viele andere bewogen, an Bord zu bleiben, hieß es heute.

Von 17 Bord-Betriebsratsmitgliedern wählten zwei (Piloten) den Abgang. Minhard und seine weiteren verbliebenen Kollegen "wollen weiter für die Rechte der Mitarbeiter kämpfen", wie er sagte. Bisher laufen sechs Klagen gegen den Zwangsumstieg, nächste Woche geht die Gewerkschaft zum Obersten Gerichtshof (OGH). Den Betriebsübergang selbst wertet Minhard weiter als "Schwachsinn", den er immer noch wegverhandeln will.

Betriebsratschef will weiterkämpfen

Eine halbe Stunde nach Beginn der Versammlung gab es einmal langanhaltenden Applaus, als Minhard verkündete, er wolle weiterkämpfen. Im Vorfeld waren nämlich Rücktrittsspekulationen über maßgebliche Betriebsräte im Raum gestanden.

Auf informeller Ebene soll sowohl auf Wirtschaftskammerseite als auf Gewerkschaftsebene über Mittelsleute weiter versucht werden, die verfahrene Situation zu entspannen. Ob das noch etwas bringt, wurde in der Früh aber bezweifelt. Es wird vermutet, dass die Lufthansa bei ihrer defizitären österreichischen Tochter nicht mehr klein beigeben will.

Ein altgedienter AUA-Pilot sah sich durch den Personalkostensparkurs aus der Firma gedrängt. Es gehe ja nicht nur um Einbußen durch wegfallende Gehaltsbestandteile wie Vorrückungen. Durch die längeren Arbeitszeiten ab Sommer würde er umgelegt auf die Stunden fast die Hälfte weniger herauskriegen, begründete er seinen Abschied.

Boden-Betriebsrat skeptisch

Die Verunsicherung unter den Kollegen des fliegenden Personals sei groß, sagte Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans. Er ist als Gast bei dem Treffen der Bord-Crews dabei. Er vermutet, dass die Verunsicherung in der Chefetage der AUA ähnlich groß ist, auch wenn das dort nicht zugegeben werde.

Junghans glaubt wie seine Bord-Betriebsratskollegen, dass der vom Management per 1. Juli betriebene Betriebsübergang auf die billiger operierende Tyrolean teurer kommt, als es Verhandlungslösungen gewesen wären.

Emotionale Auftritte unter Tränen

Trotz langer sachlicher Debatten um offene Rechtsfragen beim vom Vorstand verfügten Betriebsübergang kam es bei der Betriebsversammlung am Freitag zu emotionalen Auftritten. Eine langjährige Flugbegleiterin verabschiedete sich unter Tränen von allen. Sie könne so nicht mehr weiter. Ein Teilnehmer nannte es vor Journalisten "schäbig, wie die Firma mit den Menschen umgeht. Wir waren doch einmal eine Familie."

Dass die Bord-Betriebsratsspitze bleibt, steht mittlerweile fest. Offizielle Angaben gibt es noch nicht. Im Lauf des Vormittags verließen immer wieder Crews grüppchenweise die Versammlung, um ihren Dienst an Bord anzutreten. Damit hielten sich Verspätungen einiger Flüge in engeren Grenzen als beim letztenmal.

Die AUA hat für das verkehrsreiche Pfingstwochenende vorgesorgt. Sollten sich zu viele Piloten "unfit to fly" melden und kein Ersatz aus der eigenen Gruppe aufzutreiben sein, stünden Lufthansa und Swiss bereit, Europastrecken zu übernehmen. Ob dieser Einsatzplan aktiviert werden muss, ist offen. (APA, 25.5.2012)