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Ein Bild aus besseren Tagen. Beim Bankia-Börsengang wurde Chef Rodrigo Rato (Mitte) noch bejubelt.

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Madrid - Die Rechnung ist größer als angenommen. Spanien muss der verstaatlichten Groß-Sparkasse Bankia mindestens neun Milliarden Euro zuschießen. Wie hoch die Rechnung der faulen Immobilienkredite bei dem Probleminstitut für den Staat sein wird, ist aber noch nicht sicher. Bankia ermittle derzeit den genauen Finanzbedarf und die Regierung werde diesen voll decken, versicherte am Mittwoch Wirtschaftsminister Luis de Guindos.

Der Bedarf von neun Mrd. Euro setzt sich zusammen aus 7,1 Mrd. Euro für Abschreibung im Zuge der Bankenreform sowie 1,9 Mrd. Euro Kapitalpuffer zur Erfüllung europäischer Vorgaben, erklärte de Guindos. Bankia wurde Anfang des Monats in einer Nacht- und Nebelaktion teilweise verstaatlicht, weil das Institut die riesigen Verluste aus dem Immobiliencrash nicht mehr schultern konnte. Bankia war erst vor zwei Jahren auf staatlichen Druck aus der Fusion schwächelnder Sparkassen entstanden. 2011 wurde der Börsengang bejubelt und der Chef des neuen Instituts, Rodrigo Rato, Ex-Wirtschaftsminister und Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) gefeiert. Seitdem sind die Aktien der Bank um 60 Prozent gefallen. "Die Fusion und der Börsengang von Bankia war ein Fehler", bekräftigte de Guindos.

Immoblase

Spanien leidet unter den Nachwehen einer vor vier Jahren geplatzten Immobilienblase, die dem Land eine rekordhohe Arbeitslosigkeit eingebrockt hat. Die Probleme von Bankia sind aber nach Angaben des Wirtschaftsministers ein Einzelfall und nicht typisch für den Bankensektor Spaniens.

Das bezweifeln aber Ökonomen und Bankanalysten. Der Internationale Bankenverband IIF hat in einer aktuellen Studie gewarnt, dass spanische Banken noch Risikovorsorgen für 50 bis 60 Mrd. Euro an faulen Krediten bilden müssten, wenn die Immobilienpreis weiter fallen. In einem Worst-Case-Szenario müsste der Staat weitere kleinere Sparkassen und Banken stützen, so der IIF.

Um das Vertrauen von Investoren und Ratingagenturen in das Banksystem wieder zu stärken, werden der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank um Hilfe gebeten. Sie sollen helfen, die Bücher der Banken zu prüfen, zitiert Reuters einen hochrangigen Beamten. Guillaume Menuet, Ökonom der US-Bank Citigroup, findet den Schritt notwendig: "Sie (die internationalen Institutionen, Anm.) müssen in den Prozess eingebunden werden, weil das Misstrauen in Zahlen der spanischen Notenbank und des Finanzministeriums beträchtlich ist." (sulu, Reuters, DER STANDARD, 25.5.2012)