Der Chef der Deutschen Telekom, Rene Obermann, will mit Investitionen und neuer Technik die Rückgänge im angestammten Telefongeschäft ausgleichen. Ziel bleibt es, den durch Regulierungseingriffe und harten Wettbewerb sinkenden Umsatz in der traditionellen Telefonie durch steigende Erlöse in anderen Bereichen auszugleichen.

"Es war wichtig und folgerichtig, dass wir uns vor zwei Jahren auf den Weg gemacht haben, Innovationsfelder jenseits der klassischen Netzanschlüsse zu besetzen", sagte Obermann am Donnerstag auf der Hauptversammlung des im Dax notierten Unternehmens in Köln. Dabei müsse einigen dieser Bereiche auch die Zeit gegeben werden, die sie für ihre Entwicklung benötigten.

29 Milliarden Euro Umsatz angestrebt

Neue Geschäftsfelder sollen bis 2015 einen Umsatz von 29 Milliarden Euro beisteuern, sagte Obermann. Mit mobilem Internet, vernetztem Zu Hause, Online-Diensten für Privatkunden, externe Umsätze von T-Systems und mit intelligenten Netzen hatte die Telekom 2009 15 Milliarden Euro umgesetzt, 2011 waren es etwa 19 Milliarden Euro.

Schleichender Rückgang

Der schleichende, aber stete Rückgang des Stammgeschäfts prägt die Deutsche Telekom, Mutter des österreichischen Mobilfunkanbieters T-Mobile, bereits seit Jahren. Seit 2009 schrumpfte der Umsatz schrittweise von 64,6 auf 58,7 Milliarden Euro. Diesen negativen Trend teilt die Telekom mit anderen Unternehmen der Branche. Bis 2016 erwarten Analysten weltweit einen Rückgang im Geschäft mit klassischen Telefonnetzen um jährlich rund vier Prozent. Das liegt am harten Wettbewerb in der Branche. Außerdem wandert Kommunikation zunehmend auf kostenlose oder sehr günstige Internetdienste wie Skype, WhatsApp sowie soziale Netze ab.

Verkauf von T-Mobile USA

Eine wichtige Baustelle bleibt auch das amerikanische Mobilfunkgeschäft. Nach dem an Regulierern gescheiterten Verkauf von T-Mobile USA an AT&T, steht eine langfristige Lösung weiterhin aus. Die Telekom muss ihre Netze für viel Geld auf die starke Belastung durch die zunehmende Nutzung des mobilen Datenstroms vorbereiten. Dabei hat sie als Nummer vier im Markt nicht genug Kunden, um die Größenvorteile der Konkurrenz auszuspielen. "Ein vollständiger Verkauf wie an AT&T ist aber eher unwahrscheinlich", sagte Rene Obermann.

Damit fällt die einfachste Lösung weg. Nun müsse die Telekom andere Wege finden, um den Kapitaleinsatz zu verringern. Derzeit investiert die Telekom in die Modernisierung der Infrastruktur der amerikanischen Tochter und baut ein LTE-Netz auf. Vor dem Hintergrund starker Konkurrenz der Platzhirsche Verizon Wireless und AT&T, positioniert sich T-Mobile USA als Günstiganbieter. Es ist aber fraglich, ob die Telekom auf dieser Schiene die Kosten langfristig einfahren kann. (APA, 24.5.2012)