Einladungen der Erwachsenenwelt: Da sind Blumen als Mitbringsel sowieso Pflicht, besser noch, man bietet auch Essbares!

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Pro: Nichts ist unmöglich
Von Harald Fidler

Es geht nicht. Gar nicht. Diesfalls jedenfalls. Nichts mitzubringen ist denkunmöglich. Denn, davon ist doch hoffentlich auszugehen: Wer jemand einlädt, will den- oder diejenige bei sich haben. Wer einer Einladung folgt, bringt das Gewünschte vorbei, also sich. Nichts mitzubringen ist also unmöglich.

Nun gibt es Menschen, die sich nicht ganz so überzeugt für willkommen halten. Das kennt man von Zeitungen und Magazinen, die Smartphones, Tortenecken oder Reisegutscheine versprechen, wenn man sie nur abonniert. Kann man also vom Mitbringsel auf das Selbstbewusstsein des Gastes schließen? Man kann, liegt damit aber oft falsch. Die Gastologie ist eine weiche, eine vieldeutige Wissenschaft.

Viel wahrscheinlicher ist, dass der Gast oder die Gästin mit dem Extra in der Hand einfach weiß, was sich gehört: ein Gastgeschenk. Oder einfach nur, dass er oder sie sich über die Gelegenheit freut, endlich genau diese Flasche in netter Gesellschaft zu verkosten. Verräumen Sie sie also nicht einfach unter gemurmelten Dankesworten.

Kontra: Einer sorgt für alle
Von Birgit Baumann

Was waren die Zeiten unkompliziert und schön, als man noch im Studentenheim lebte. Da kochte einer, und die anderen durften mitessen. Und die Woche drauf war der andere dran. Es bedurfte keiner Abmachungen, niemand verhungerte, keiner wurde ausgenutzt.

Später dann kamen Einladungen der Erwachsenenwelt. Da sind Blumen als Mitbringsel sowieso Pflicht, besser noch, man bietet auch Essbares an und signalisiert dem Gastgeber: Wir bürden dir nicht die ganze Arbeit auf. Wo du doch ohnehin von einem Meeting zum nächsten hetzt.

Also rast man selber noch schnell zum Floristen und nudelt einen Salat zusammen. Dabei ist es Unsinn. Wer einlädt, tut das gerne. Wer seine Gäste verwöhnen möchte, macht sich über Menüfolge und Beilagen Gedanken.

Soll er auch, denn er oder sie wird ja ebenfalls eingeladen und darf dann ganz entspannt genießen. Blumen kann sich jeder selber kaufen. Und mal ehrlich: Manch kulinarische Beglückung, auch von lieben Freunden, ist sowieso entbehrlich. (Rondo, DER STANDARD, 25.5.2012)