Wien - Das bekannte Café Drechsler am Wiener Naschmarkt sperrt zu - zumindest für drei Monate: Vom 4. Juni bis 3. September geht das Lokal in den "verlängerten Sommerurlaub", wie am Donnerstag in einer Aussendung mitgeteilt wurde. Als Grund wurde das Fehlen eines großzügigen Schanigartens genannt. Ein solcher sei trotz jahrelanger Anträge nicht bewilligt worden.

Man gehe "schweren Herzens" in die Pause, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Stallmajer. Es gebe derzeit nur vier Tische an der Wienzeile. Damit könne das Drechsler nicht mit den Lokalen am Naschmarkt, der sich zu einer beliebten "Outdoor-Meile" entwickelt habe, mithalten.

Eine Genehmigung für einen größeren Gastgarten sei nicht erteilt worden, genauso wenig wie Sitzplätze auf dem Grünstreifen vor dem benachbarten Alfred-Grünwald-Park, beklagte der Geschäftsführer. Er sammelt nun Unterschriften: Stammgäste und andere Unterstützer können noch bis 4. Juni eine im Café Drechsler aufliegende Petition an die Bezirksvorstehung Mariahilf unterschreiben, in der gefordert wird, die entsprechende Erlaubnis zu erteilen. 

Vergrößerung wäre unfair und Bevorzugung gewesen

Die Bezirksvorsteherin von Mariahilf hingegen, Renate Kaufmann (SPÖ), hat sich am Donnerstag über den Grund für die verlängerte Sommerpause erstaunt gezeigt. Sie betonte, dass die Einrichtung eines größeren Schanigartens - wie vom Lokal gewünscht - nicht möglich gewesen sei. Das liege am knappen Parkplatzangebot im Bezirk, wie sie versicherte.

Das Cafe Drechsler betreibt laut Bezirk einen 7,60 Meter langen Schanigarten an der Linken Wienzeile, und zwar am Gehsteig. Zusätzlich gestand der Bezirk der Geschäftsführung einen Schanigarten in der Parkspur der Giradigasse in der Länge eines Autos zu. "Darauf verzichtete jedoch die Geschäftsführung", berichtete Kaufmann. Der zweite Gastgarten hätte im Juli und im August eingerichtet werden dürfen.

Die vom Lokal gewünschte Vergrößerung des Schanigartens im Straßenraum wäre gegenüber allen anderen 316 Gastronomiebetrieben in Mariahilf unfair, die mit demselben Anliegen an den Bezirk herantreten würden, versicherte Kaufmann. (APA, 24.5.2012)