Berlin - Die Schenkelhalsfraktur ist für Osteoporose-Patienten ein Schreckgespenst, da die Sterblichkeit durch Begleiterkrankungen häufig erhöht ist. Wissenschaftlich nicht endgültig geklärt war bislang die Frage nach dem besten Zeitpunkt des erforderlichen chirurgischen Eingriffs. Eine Antwort haben soeben Forscher auf dem 13. Kongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) in Berlin präsentiert. „Eine prompte Operation verringert die Mortalität", sagten Studienleiter Chika Uzoigwe und Rory Middleton (Leicester Royal Infirmary, United Kingdom). Günstig ist eine Operation in den ersten 36 Stunden nach der Spitalsaufnahme, wobei eine noch kürzere Reaktionszeit weitere Vorteile bringt. Auch das Alter und der Allgemeinzustand der Patienten spielen eine Rolle.

Häufigster Bruch bei alten Menschen

Unter einer Schenkelhalsfraktur (SHF, Anm Red.) versteht man den Bruch des Halses des Oberschenkelknochens unmittelbar unter dem Hüftgelenk. Sie ist bei Menschen im hohen Lebensalter einer der häufigsten Knochenbrüche. Ursache der SHF ist meist ein Sturz aus geringer Höhe aufgrund von Schwindel, Schwäche oder Ausrutschen. Besonders oft tritt diese Komplikation bei Menschen mit erhöhter Knochenbrüchigkeit infolge einer Osteoporose-Erkrankung auf. Trotz Behandlung sind solche Frakturen mit hoher Mortalität und Morbidität verbunden.

Behandelt wird die Schenkelhalsfraktur bei älteren Menschen je nach Art der Fraktur durch die Implantierung einer ganzen oder halben Hüftprothese oder durch Zugschrauben. Komplikationen können auftreten, da ältere Patienten sensibel auf Blutverlust, Infektionen oder lange Bettruhe reagieren. Um die Sterblichkeit und Krankheitsanfälligkeit zu senken, startete in Großbritannien 2010 eine Offensive, die ermitteln sollte, wie die Sterblichkeitsrate gesenkt und wie die Behandlungsergebnisse verbessert werden können.

Offen war speziell die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Operation am besten durchgeführt werden sollte. Das britische National Institute of Clinical Excellence (NICE) empfiehlt, den Eingriff noch am Tag oder Folgetag nach der Klinikaufnahme vorzunehmen. Ähnlich rät auch die deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie zur Behandlung binnen 24 Stunden und sieht längere Vorbereitung nur bei schwerer Grunderkrankung vor. Derartige Empfehlungen haben die britischen Forscher nun mit einer statistischen Datenanalyse der Sterblichkeit von SHF-Patienten untermauert.

Ohne Zuwarten bessere Prognose

Ausgewertet wurden dazu Daten zu 2.056 Patienten, die zwischen 2008 und 2011 wegen Schenkelhalsfraktur in der Trauma- und Orthopädiestation der Leicester Royal Infirmary behandelt wurden. Die Analyse zeigte, dass eine frühe Operation für den Patienten die beste Option ist: Bei jenen, die später als 36 Stunden nach der Aufnahme behandelt wurden, stieg die Mortalität im Spital um das 1,58-Fache. Die geringste Sterblichkeit zeigte sich bei einem Eingriff im noch kürzeren Zeitabstand von höchstens zwölf Stunden. „Eine prompte Operation führt zu einer Reduktion der Sterblichkeit", so das Resümee von Forschungsteam-Mitglied Henry Burnand auf dem Europäischen Orthopädiekongress in Berlin. (red, 24.5.2012)