Wien - Jemens Ex-Premier Abd Al-Karim Al-Iryani bewertet die Kämpfe der Regierung mit Al-Kaida verbündeten Rebellen in den vergangenen Wochen als "ausgewachsenen Krieg". Er warnte am Mittwoch in Wien im Gespräch mit der APA vor einer "totalen Destabilisierung" des Landes, sollte die Regierung die Lage nicht unter Kontrolle bringen. Die Aufständischen operierten im Süden des Jemens mittlerweile offen und hätten bei Attacken auf Militärbasen auch schweres Gerät erbeutet, darunter mehrere Panzer.

Die große Unterstützung für Al-Kaida im Jemen führt Iryani auf die angespannte soziale Lage zurück. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind rund zehn Millionen von 23 Millionen Jemeniten unterernährt, ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Grund dafür sei das starke Bevölkerungswachstum, mit dem die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nicht Schritt halte. Die Teilung des Landes vor 1990 und zahlreiche bewaffnete Konflikte in den vergangenen Jahrzehnten hätten das Ihre getan, um das Land zu schwächen.

"Andauernde Krise"

"Jemen war leider in den vergangenen 50 Jahren in einer andauernden Krise", sagte der ehemalige Premier, der sich 2001 von seinem Amt unter Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh zurückzog und seither die Regierung berät. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 sei Jemen zu einem Zufluchtsort für Al-Kaida geworden. Der Aufstand gegen Saleh im vergangenen Jahr und sein endgültiger Rückzug als Staatschef im Frühjahr 2012 hätten das Land weiter geschwächt und den seit Jahren im Untergrund kämpfenden Islamisten zur Stärke verholfen.

Iryani befand sich auf Einladung des International Peace Institute (IPI) und des Außenministeriums bei einer Konferenz in Wien. (APA, 23.5.2012)